Kultour

Nr. 34 –

Foto

Bieler Fototage

«In the Woods» heisst die Serie, die die Westschweizer Künstlerin Camille Scherrer an den Bieler Fototagen präsentiert. In ihren märchenhaft anmutenden Installationen interagieren und verschmelzen die BesucherInnen mit ihren Schattenbildern, die mal einen Bären, mal einen Baum oder einen Vogel Strauss darstellen.

Ihre Arbeit steht exemplarisch für das Thema der 18. Ausgabe der Fototage: die Hybridisierung der Fotografie. Immer mehr verschmelzen in den Fotoarbeiten unterschiedliche Künste, und dank der digitalen Technologie lassen sich Fotografien einfacher denn je überarbeiten und verändern. Inhaltlich sichtbar wird die Hybridisierung beim Künstlertrio JocJonJosch: In ihrem Video «Beast Mutation» wird aus Einzelpersonen ein einzelnes Wesen geschaffen.

Die unter der Direktion von Hélène Joye-Cagnard kuratierten Fototage zeigen Werke von über zwanzig Kunstschaffenden, verteilt über die ganze Stadt Biel. Ergänzt wird die Ausstellung mit Diskussionen, Führungen und Gesprächen sowie mit Texten von neun Studierenden des Schweizer Literaturinstituts.

Bieler Fototage in: Biel Verschiedene Orte, 
22. August bis 14. September 2014. Eröffnung im PhotoforumPasquArt, Fr, 22. August 2014, 18 Uhr. www.fototage.ch

Silvia Süess

Festival

For Noise

Zu gross, zu kommerziell, zu viele Feel-good-Bands: Die meisten Open-Air-Festivals sind nicht ganz das Richtige für LiebhaberInnen der wilderen, experimentelleren Seite von Rock und Pop. Oft sind die ja sowieso eher lichtscheue Gestalten, und die Vorstellung, stundenlang bei grellem Sonnenlicht zwischen Werbebannern und Tausenden von Mitmenschen anstehen zu müssen, jagt ihnen Schauer über den Rücken. Nur eine Ausnahme machen sie: für die Bad Bonn Kilbi in Düdingen. Dort kann man sich immer noch im Wald verstecken, wenn die Klaustrophobie zu gross wird.

Für Kilbi-Fans lohnt es sich, eine zweite Ausnahme zu machen: für das For Noise Festival bei Lausanne. Musikalisch ist es ähnlich gelagert: Auf der Hauptbühne spielen internationale Indie-Stars wie Kaiser Chiefs, Blondie oder Thurston Moore von Sonic Youth, auf den beiden kleineren Bühnen eine erfreuliche Auswahl guter MusikerInnen aus der Schweiz. Wie der Elektroniker Bit-Tuner, der schon längst die Hauptbühne verdient hätte, die Westschweizer Sängerin Verveine mit ihrer schönen Düsternis, Thomaten und Beeren aus St. Gallen mit verspielten Liedern und die existenzialistisch-euphorischen Puts Marie aus Biel.

Und Anna Aaron, sie allerdings auf der Hauptbühne. Für die lichtscheuen ExperimentalrockerInnen wohl viel zu eingängig. Aber Popsongs schreiben kann sie wie wenige hierzulande.

For Noise Festival in: Pully bei Lausanne, 
Do–Sa, 21.–23. August 2014. www.fornoise.com

Bettina Dyttrich

Ausstellung

Erster Weltkrieg in der Schweiz

Bei Kriegsausbruch im August 1914 strandeten Zehntausende italienischer Gastarbeiter und ihre Familien in Basel: Deutschland, Belgien und Frankreich hatten sie ausgewiesen, und die Schweizer Bahn und die Armee waren wegen der landesweiten Mobilmachung völlig überfordert. «Auf dem Perron sehe ich eine arme Italienermutter mit zwei heulenden Kindern», schreibt Elisabeth Schmid-Fehr am 14. August in ihr Tagebuch.

Ihr Tagebuchauszug ist Teil eines Blogs, der wöchentlich neue Hintergrundmaterialien über das Leben in Basel in den Kriegsjahren liefert. Der Blog wiederum ist Teil der Wanderausstellung «14/18 – Die Schweiz und der Grosse Krieg», die am 23. August im Basler Museum für Geschichte (HMB) eröffnet wird. Sie widmet sich vorab den gesellschaftlichen Aspekten des Kriegs und will das Bewusstsein dafür schärfen, dass die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs für die Schweiz gravierender waren als jene des Zweiten Weltkriegs. Insbesondere für Grenzregionen wie Basel: Die Stadtbevölkerung litt Hunger, die Arbeiterschaft verelendete, während die Chemie dank Geschäften mit den Kriegsparteien riesige Gewinne einfuhr.

Spaziergänge zu den Stätten historischer Auseinandersetzungen und vergangener Not bietet neben der HMB auch die Universitätsbibliothek Basel an, die ebenfalls eine Ausstellung zur Geschichte der Region Basel im Ersten Weltkrieg realisiert hat.

«14/18 – Die Schweiz und der Grosse Krieg» in: Basel Museum für Geschichte, Sa, 23. August 2014, 
bis 15. Februar 2015. www.hmb.ch ; 
www.ersterweltkrieg.ch

Thematischer Stadtspaziergang der Universitätsbibliothek Basel Sa, 23. August 2014, 14 Uhr, 
Treffpunkt: Badischer Bahnhof. 
Anmeldung bei siegert.kittel@gmx.de.

Franziska Meister