WOZ News

Nr. 21 –

Leere

Im «Tagblatt der Stadt Zürich» bietet die städtische Liegenschaftenverwaltung regelmässig freie Wohnungen an, die auf grosses Interesse stossen. Allerdings sind die Mietbedingungen nicht immer einfach einzuhalten, wie zum Beispiel bei der Einzimmerwohnung mit 31 Quadratmetern in der Zürcher Altstadt, bei der folgende «Mindestpersonenzahl» angegeben ist: «Zimmerzahl minus eins»; das dürfte in erster Linie Personen ansprechen, die sich für eine Null halten.
Karin Hoffsten

Selbstheilende

Wie im Gesundheitsmagazin «Vista» üblich, fand sich neben einem Text über die krampflösende Wirkung eines homöopathischen Mittels gleich auch noch die Werbung dazu. Dort hiess es: «Crampex nimmt nicht nur den Schmerz, sondern Waden, Händen, Füssen und Schultern, rasch und wirkungsvoll behandeln.» Da musste es offenbar wieder so schnell gehen, dass beim Schreiben Krämpfe auftraten, aber: «Mit Crampex kein Problem!»
Karin Hoffsten

Klebrige

Srf.ch wies auf einen Dokumentarfilm hin: «Filmemacher Luke Gasser geht der Entstehung des Urchristentums auf die Spur.» Hoffentlich kommt er dabei nicht ungewollt auf den Leim.
Karin Hoffsten

Prähistorische

«Diskussionen über schlechte Noten sind ein Konfliktklassiker», hiess es im «Tages-Anzeiger»: «Doch während sich vor fast 40 Jahren noch das Kind dafür rechtfertigen musste, sind es heute die Lehrpersonen. So jedenfalls zeigt es ein Cartoon, der beim Schulpsychologen Matthias Obrist an der Wand hängt: Links (1969) fordern die Eltern vom zusammengesunkenen Kind eine Erklärung für die schlechten Noten, rechts (heute) von der zitternden Lehrerin.» Ob die Autorin jemals wegen ihrer Mathenoten in Erklärungsnotstand geriet, wissen wir nicht. Aber für Leute um die dreissig ist halt alles vor ihrer Geburt «vor fast 40 Jahren».
Karin Hoffsten

Euphorisierte

Zum Auftakt der Leichtathletikmeeting-Saison räsonierte der «Tages-Anzeiger» über diesen Sport und die Aussichten auf künftige Höchstleistungen; dabei gelang ihm im Untertitel selber eine: «Weltrekorde bieten tiefe Einsichten in diesen Sport, legen Abgründe offen und nehmen die Zukunft vorweg.» Eine mögliche Einsicht ist wohl, dass, je schneller ein Satz geschrieben wird, einem umso eher Hören und Sehen vergeht. Die Antidopinginstanzen sollten auf jeden Fall wachsam bleiben.
Jürg Fischer

Justiziable

In einer von vielen Medien verbreiteten Meldung der Schweizerischen Depeschen-Agentur (SDA) hiess es: «Der ehemalige Polizeichef Guatemalas, Erwin Sperisen, ist am Dienstag in Genf auch in zweiter Instanz zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Er wurde der Beteiligung an zehn aussergerichtlichen Ermordungen von Gefangenen schuldig gesprochen.» Wir wollen angesichts des schrecklichen Tatbestands nicht allzu spitzfindig sein, aber: Ist eine aussergerichtliche Ermordung so etwas wie eine aussergerichtliche Einigung? Wie sähe das Strafmass aus, wenn es sich um gerichtliche Ermordung gehandelt hätte? Gälten für den Exekutor dann mildernde Umstände? Müssen wir froh sein um solch dubiosen Sprachgebrauch, weil er uns ins Grübeln bringt, oder müssen wir ihn verurteilen?
Jürg Fischer

woznews@woz.ch