Agenda

Nr. 47 –

Hoi!

Mit ihren selbstkomponierten Klezmersongs hat sich die Pamplona Grup aus der Umgebung von Baden einen ausgezeichneten Ruf quer durch die Schweiz erspielt, an Hochzeiten, Konzerten und alljährlich an der 1.-Mai-Kundgebung in Zürich. Als Liveband verzichtete sie bisher abgesehen von der Single «Kater» auf Tonträger, produzierte für ihre Fans stattdessen lieber Socken, passend zum Leben unterwegs. Nun aber ist es so weit: In der «Amboss Rampe» in Zürich taufen die jungen Musiker ihr erstes Album, es trägt den fröhlich-bestimmten Titel «Hoi». Vorab haben die Pamplöner, wie sie sich selbst nennen, ein Video zum Song «Gitane» veröffentlicht. Anständig gekleidet und adrett frisiert sitzen die acht Musiker in der Beiz an einem Tisch, wahlweise vor einem Poulet, einem Fenchel oder einer Flasche Bier. Im Takt der Musik beginnen sie zu essen und zu trinken, und je schneller Geige, Posaune und Schlagwerk ineinanderfallen, desto heftiger stürzen sie sich auf Speis und Trank. Mit dem letzten Ton ist alles ausgetrunken und verputzt. Man fragt sich als Zuschauer: Ist da etwas passiert, war da etwas zu sehen? Vielleicht ein klammheimlicher Ausbruch an Begeisterung, wie er in diesem aufgeräumten Land selten möglich ist. Und sei es auch nur für ein Poulet, einen Fenchel oder ein Bier.

Pamplona Grup in: Zürich Amboss Rampe, Di, 29. November 2016, 20.30 Uhr. www.pamplonagrup.ch

Sch …

Was hört man, wenn man still ist? Die in Kapstadt lebende Kuratorin Kadiatou Diallo hat sich in den letzten Monaten mit einer gemischten Gruppe von Kunstschaffenden und KünstlerInnen auf eine Reise durch die Schweiz begeben. Sie haben dabei «sch …» gesagt und Menschen zugehört, die hier leben, aber politisch nicht dazugehören. Hörbar wurden Geschichten, die bisher unausgesprochen, verschwiegen oder verschüttet waren. In einem kuratorischen Experiment werden die Begegnungen nun im Basler Kunstraum Klingental nachgezeichnet. Youssef Limoud eröffnet in einer grossflächigen Installation eine «Geometrie des Vorübergehenden», Henri Michel Yéré beschäftigt sich mit der Poesie als Sprachrohr für Geschichten, Fred Histère steuert einen performativen DJ-Mix bei – und neben vielen weiteren Beteiligten stellt der Schriftsteller Martin Dean Fragen über die «unsichtbare Menge»: Wo werden ihre Biografien, ihre Lebensbedingungen und ihre Räume verhandelt? Haben es die Kulturschaffenden verpasst, einem hasserfüllten politischen Klima ein anderes, günstigeres entgegenzuhalten?

«Sch» in: Basel Kunstraum Klingental, 27. November 2016 bis 1. Januar 2017. Vernissage am Sa, 26. November 2016, 20 Uhr, mit Sounds von Norientho.

Collage

In seinem neuen Stück lotet das Experi Theater aus, wie die abstrakten Beschreibungen von Flucht und Migration und die konkreten Erfahrungen von Flüchtlingen aufeinanderpassen oder auch nicht. Regisseur Vijayashanthan Pakkiyanathan hat dafür mit seinem Team bei ExpertInnen und AktivistInnen Texte gesammelt, die sich juristisch, philosophisch oder journalistisch mit dem Thema beschäftigen, und sie zur Collage «Flüchtling» verdichtet. In der Aufführung treffen die SchauspielerInnen auf die Flüchtlinge Hussein Mohammadi und Khalid Ahmad, die Zeugnis von ihrer Flucht geben.

«Flüchtling» in: Zürich Kulturmarkt. 25., 26., 28., 29., 30. November und 1. Dezember 2016, jeweils 20 Uhr.