Agenda

Nr. 5 –

Zur Rettung der Erinnerung

Es mutet seltsam an, dass die Schweiz in diesem Jahr den Vorsitz der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) innehat. Zumal hier vor wenigen Jahren eine Institution verschwunden ist, die gerade der Erinnerung an den Holocaust Kontinuität gegeben hat: 2011 wurde der Verein «Kontaktstelle für Überlebende des Holocaust in der Schweiz» aufgelöst. In seinem Film «Ende der Erinnerung» dokumentiert der in Zürich wohnhafte Regisseur Peter Scheiner das Ende des Vereins und lässt ehemalige Mitglieder zu Wort kommen. Indem sie im Film noch einmal ihre grausamen Erlebnisse mit dem Holocaust schildern, wird der Film selber zu einem Dokument der Erinnerung. Kurz nachdem der AfD-Politiker Björn Höcke in einer Rede eine «erinnerungspolitische Wende um 180 Grad» gefordert hat, ist die Wichtigkeit solcher Dokumente evident.

«Ende der Erinnerung» in: Zürich Kino Stüssihof, 2.–8. Februar 2017, jeweils 12 Uhr.

Zweiradkult

Der Porsche steckt im Stau, das Tram tuckert vorbei, und mit dem Fahrrad lässt man gleich alle beide stehen. Jede Städterin und jeder Städter kennt diese grobe Faustregel der Mobilität: Je billiger das Transportmittel, desto schneller geht die Reise durch den urbanen Raum. Eine Ausstellung im Gewerbemuseum Winterthur widmet sich nun dem hipsten aller Fortbewegungsmittel. Die darin beleuchteten Themen reichen von Design und Technik des Fahrrads – von klassisch bis ausgefallen – bis hin zu Mobilitätskonzepten für die nachhaltige Stadt. Verschiedene Serien aus Fotografien und Zeichnungen nähern sich dem Phänomen Velo visuell. Im Rahmen des Winterthurer Velofrühlings steht dazu ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm bevor.

«Bike, Design, City» in: Winterthur Gewerbemuseum, bis 30. Juli 2017.

Gegen den Männervorrang

Wir schreiben das Jahr 2035, die Schweiz ist ziemlich heruntergekommen: Die Abschottung des Landes ist vorangeschritten, die Wirtschaft ächzt. Und gerade steht eine weitere Verheerung an der Urne bevor: Ein Männervorrang für Lohnarbeit soll in der Verfassung verankert werden. Die Zürcher Theatergruppe Amalgam spitzt in «Bleu électrique» rückschrittliche Tendenzen im Kampf um Frauenrechte – etwa die rückläufige Zahl von Frauen im Parlament – zu einer verstörenden Dystopie zu. Was nun zu tun ist in dieser düsteren Zukunft, wird im Stück von zwei Frauenfiguren ausgefochten: einer Altnationalrätin und Pionierin der Schweizer Frauenpolitik sowie ihrer ehemaligen politischen Kontrahentin. «Bleu électrique» ist der Name, den man im 19. Jahrhundert dem Blau im elektrischen Funken gegeben hat. Das will dieses Stück sein: ein kleiner Stromschlag, auf dass man sich überlege, welche Diskussionen heute schon zu führen wären.

«Bleu électrique» in: Zürich Maxim Theater, Premiere am Fr, 3. Februar 2017, weitere Vorstellungen am 5. (mit anschliessendem Podiumsgespräch), 10., 11. Februar 2017. www.maximtheater.ch

Dämonen, Abba und Joints

Es gibt im Norden Europas diese Bands, die ihr Glück irgendwo zwischen dämonischer Rockmusik, dem melodiösen Genius von Abba und ganz vielen Joints suchen. Year of the Goat aus dem schwedischen Norrköping, die diesen Sound zur unheimlich-süssen Perfektion bringen, spielen nun zum ersten Mal in der Schweiz.

Year of the Goat in: Olten Coq d’Or, Mo, 6. Februar 2017, 20 Uhr.