WOZ News
Brutale
Als wir kürzlich auf persoenlich.com den «vom Tamedia-Verwaltungsrat beschossenen Einheitsredaktionen» begegneten, erschraken wir erneut heftig: Kaum beschlossen, schon beschossen – JournalistInnen bleibt wirklich nichts erspart.
Ungeschickte
Auch der noch nicht ganz vereinheitlichten «Tages-Anzeiger»-Redaktion muss der Schreck in die Glieder gefahren sein, als ihre Zeitung mit dem Titel «Berset lässt psychisch Kranke hängen» längst am Kiosk lag – die deutsche Sprache ist nun mal vieldeutig gestaltbar. Dass Berset daraufhin online «psychisch Kranke zappeln» liess, macht uns KritikerInnen der Elektroschockmethode allerdings auch nicht glücklich.
Undeutliche
Unter «Magische Loops» erläuterten wir selbst vor zwei Wochen: «Das Jazzfestival Willisau ist ein wichtiger Termin im Jazz-Jahreskalender des Jazz.» Alle, die danach immer noch nicht ganz sicher waren, welche Musiksparte jährlich in Willisau geboten wird, haben das Festival inzwischen leider verpasst.
Verfremdete
Ebenfalls in der WOZ war zu lesen: «Inspiriert vom Fussball, betreibt die ETH Zürich ein Versuchsfeld, das von einer ‹Spider Cas› überwacht wird, die an Drähten durch die Luft surrt.» All jene, die sich wunderten, warum ihnen so eine «Cas» noch nie begegnet ist, sowie die Autorin bitten wir um Entschuldigung: Da surrt kein unbekanntes Flugobjekt, sondern eine «Cam» durch die Lüfte. In diesem Sinne schliessen wir uns gern der NZZ an, die kürzlich meldete: «Wachtum ist unvermeidbar».
Angepasste
In «20 Minuten» war zu lesen: «Raser sollen lockerer angegagen werden.» Wir vermuten, dass der prototypische Raser – männlich, jung – hier auf einer ihm kultursoziologisch vertrauten Ebene angesprochen werden sollte: Gags aller Art liebt er schliesslich.
Verwechselte
Kürzlich freuten wir uns, dass «Sonntag, das katholische Wochenmagazin» einen Artikel aus der WOZ aufgegriffen hatte. Doch während des Lesens wich die anfängliche Freude einer gewissen Irritation: Im «Sonntag» wurde der Journalist, der für die WOZ nach Palermo gereist war, zur «Woz-Journalistin», und der befragte Bürgermeister äusserte Sätze, die er zumindest gegenüber der WOZ nicht gesagt hat. Recherchen unserer Kollegin I. lösten das Rätsel: Im gleichen Zeitraum hatte auch eine Journalistin der NZZ den palermischen Bürgermeister befragt, und beim «Sonntag» hat man zweifellos deren Text gelesen und zitiert. Am Engagement des sympathischen Bürgermeisters ändert das zum Glück nichts. Aber, lieber «Sonntag», auch unter JournalistInnen gilt: Ehre, wem Ehre gebührt.
Traurige
Dass im grossen «TV-Duell» die deutsche Bildungspolitik nicht angesprochen wurde, löste weitherum Empörung und Besorgnis aus. Zu Recht, fürchten wir. Unsere in Deutschland wahlberechtigte Kollegin erhielt nämlich gerade per Mail die Frage: «Kennst Du schon Dein SPD-Direktkandidat?»