LeserInnenbriefe

Nr. 40 –

Zu Befehl, Herr Fagetti!

«AHV-Nein: Nach der Chance ist vor dem Chaos», WOZ Nr. 39/2017

Offensichtlich ist das AHV-Nein für Andreas Fagetti schwer zu schlucken. Daher wohl der so patriarchalische Ton in seinem Leitartikel. Aber es stimmt: NEIN war und ist die Stimme der Frauen! Fagetti redet von einem Chaos, das nicht existiert, und befiehlt mit «realistischer Hoffnung» der Frauenbewegung, eine bessere AHV-Vorlage vorzubereiten.

Frauen brauchen dazu aber keinen Befehl, vor allem keinen patriarchalischen. Sicher werden sie das tun, besser als SP, AL, Gewerkschaften. Wenn die Männer auf der Linken und die Gewerkschaften sie dabei unterstützen, gibt es keinen Grund, eine Volksabstimmung über eine faire Reform der Altersvorsorge nicht zu gewinnen.

Asiye Müjgan Güvenli, Winterthur

30 000 Dossiers

«Medizin und Gesellschaft: ‹Schizophrenie ist ein magisches Wort mit unheilvoller Wirkung›», WOZ Nr. 37/2017 ; Leserbrief von Markus Baumann, WOZ Nr. 39/2017

Als Anwalt verteidige ich seit 1975 Zwangspsychiatrisierte. Im von mir gegründeten Verein Psychex stapeln sich mehr als 30 000 Dossiers von überwiegend aktuell oder ehemals Zwangseingewiesenen. Diese Dossiers sind alle auch durch meine Hände gegangen. Meine gerüttelten Erfahrungen habe ich in meiner «Fundamentalkritik der Zwangspsychiatrie» zusammengefasst. Auf der Website des neu gegründeten Vereins Psychexodus werden laufend Müsterchen «fürsorgerischer» Unterbringungen anonymisiert veröffentlicht. Wer sich in den Dokumenten kundig macht, wird sofort feststellen, dass es sich bei Markus Baumanns Behauptung, es werde das Gespräch gesucht, um einen gewaltfreien, verantwortungsvollen, personalisierten und sicheren Umgang mit dem leidenden Patienten und seinem Umfeld zu finden, um einen ausgesprochenen Fake handelt!

Edmund Schönenberger (75), Rechtsanwalt, per E-Mail

Unzulässiger Vergleich

Im Rahmen der Parlamentsdebatte zur Fair-Food-Initiative gab ein unüberlegter Vergleich der Vernichtungsmaschinerie von Auschwitz mit den täglichen Massenschlachtungen viel zu reden. Zur Freude der Fleischbranche geriet dadurch die Tatsache, dass für unser täglich Fleisch jährlich 160 Millionen Tiere geschlachtet werden – 60 Millionen im Inland und weitere 100 Millionen im Ausland – völlig aus dem Fokus.

Man mag darüber diskutieren, ob heutzutage noch Tiere zu Ernährungszwecken getötet werden müssen und ob ein Fleischkonsum von hierzulande 52 Kilogramm pro Kopf gesund und nachhaltig ist. Was Fleischesser aber nicht verdrängen dürfen, ist die Tatsache, dass mit Ausnahme von Bio- und Label-Tierhaltungen die Nutztiere weltweit völlig artwidrig gehalten werden. Mit dem Argument der Billigfleischproduktion pfercht man sie zu Tausenden in Ställe, fügt ihnen bewusst Schmerzen und Leiden zu, dopt sie mit Antibiotika und Hormonen und quält sie mit Langzeittransporten und fragwürdigen Schlachtmethoden.

Die Fair-Food-Initiative wollte das ändern. So sehr sich das Parlament über den unzulässigen Vergleich echauffierte, so wenig Erbarmen hatte die Ratsmehrheit dann mit den malträtierten Tieren. Sie schickte die Fair-Food-Initiative bachab.

Hansuli Huber, Geschäftsführer Schweizer Tierschutz STS, per E-Mail