WOZ News

Nr. 15 –

Schneesichere

«Es muss also nicht verwundern, dass aufgrund der Wasserbelastung der Kokainverbrauch in St. Gallen besonders stark zugenommen hat», lasen wir. Es muss auch nicht verwundern, dass die Droge via Wasserhahn in die Lokalredaktionen eindringt, die dann solche Sätze produziert, hier im zur BaZ Holding gehörenden Gratisblatt «St. Galler Nachrichten».
Jürg Fischer

Davongekommene

«In letzter Sekunde: Insassen schaffen es aus brennendem Auto», so meldete das Portal bluewin.ch, und gleich im Untertitel: «Das Leben in der Schweiz ist vielfältig, wie diese Fotos beweisen.» Fürwahr, die Insassen werden sich sagen, ein bisschen Stress gehöre halt dazu.
Jürg Fischer

Basisdemokratische

«Der Zürcher Kantonsrat empfiehlt den Stimmberechtigten, die Initiative ‹Wildhüter statt Jäger› bei vier Enthaltungen einstimmig abzulehnen», berichtete die linke Wochenzeitung «P. S.» Ja, die Tendenz zum Autoritarismus nimmt auch hierzulande überhand. Als Stimmbeteiligung stellt sich der Kantonsrat hundert Prozent vor.
Jürg Fischer

Entmannte

Einer in der NZZ erschienenen Rezension des Buchs «Komplizen» von Anuschka Roshani entnehmen wir, der Vater der Autorin habe die Liebhaber seiner Tochter auf die Probe gestellt, indem er ihnen «grillierte Hammelhoden» servierte. Wir vermuten, das Lektorat hat die Speise nicht selber nachgekocht, handelt es sich dabei doch nicht nur um eine kulinarisch, sondern auch biologisch ziemlich seltene Spezialität. Eher könnte man sich etwas unter Wallacheiern vorstellen, die stammen im Zweifelsfall aus der Wallachei.
Jürg Fischer

Verwechselte

Auf UngarInnen muss das Porträt, mit dem der «Blick am Abend» Viktor Orbans Wahlsieg bebilderte, befremdlich gewirkt haben, denn es zeigte Ferenc Gyurcsany, Linkspolitiker und Ministerpräsident bis 2009. Was wieder mal beweist: Grauhaarige Männer mittleren Alters sind nur schwer auseinanderzuhalten – vor allem, wenn sie aus dem Ausland stammen –, und das Leben in Bildredaktionen ist hart.
Karin Hoffsten

Verbüsste

«Ich habe meine Strafe gesühnt.» So zitierten diverse Medien den zurzeit bekanntesten Schweizer Gefangenen, der dank aktuellem Gerichtsbeschluss bald keiner mehr sein wird. Dass der Mann nach 35 Jahren im Knast das Gefühl hat, er habe nicht nur seine Schuld gesühnt, sondern auch seine Strafe, finden wir nachvollziehbar. Wir gönnen ihm die Freiheit, sind aber beruhigt, dass er sein Brot bei der Müllabfuhr und nicht als Deutschlehrer verdienen will.
Karin Hoffsten

Verborgene

Der «Tages-Anzeiger» widmete sich Zürcher Denkmälern im öffentlichen Raum, so auch jenem von Alfred Escher: «Die Bronzefigur von Richard Kissling zeigt einen stattlichen Mann mit Bart im Gewand, drei Meter über dem Brunnen auf dem Bahnhofplatz.» Wir wissen nicht, was die Betrachterin da gesehen hat, denn unseres Erachtens befindet sich das Barthaar des Geehrten vollumfänglich an der frischen Luft. Aber in jedem Fall gilt: besser den Bart als einen Dolch im Gewande.
Karin Hoffsten

woznews@woz.ch