WOZ News

Nr. 29 –

Visualisierte

Die «Tagesschau» auf SRF berichtete über die aufblühende Kosmetikindustrie. Als Beispiel diente ein niederländisches Unternehmen, das in der Schweiz vierzehn Filialen betreibt und deren Zahl bis zum nächsten Jahr verdoppeln möchte. Die hiesige Chefin verriet ihr Erfolgsgeheimnis: «Der Kunde möchte das erleben. Der möchte sehen, wie der Duft riecht.» Meistens wabert er in Form violetter Schwaden durch den Laden.

Hoffnungsvolle

Auf «Tages-Anzeiger Online» beschäftigte man sich intensiv mit den Reiseaktivitäten des US-Präsidenten und werweisste im Vorfeld: «Die Frage ist: Welcher Ton schlägt Trump an?» Doch bedauerlicherweise schlug ihn dann wieder während der ganzen Zeit keiner – weder ein empörter Ton noch sonst jemand.

Intime

Dafür wusste dasselbe Portal Näheres über das Geschehen hinter verschlossenen Türen: «Donald Trump und Wladimir Putin sprachen zum Gipfel-Schluss in Helsinki über ihre Gespräche.»

Benotete

Im gedruckten «Tages-Anzeiger» lasen wir etwas über die mangelnden Fortschritte im EU-Dossier: «Die Fronten seien verhärtet. Das lastet Pfister vor allem Bundesrat Ignazio Cassis an, dem er kein gutes Zeugnis als Verhandler ausspricht.» Zum Glück drohen solch halb totgesparten Zeitungen keine Zeugnisnoten mehr für sprachlichen Ausdruck.

Zielsichere

Dieselbe Zeitung berichtete über schwierige Situationen, in die Zürcher KundenberaterInnen – zu Deutsch TramkontrolleurInnen – geraten können: «Wenn sie etwas unternehmen wollen, können sie in konfliktträchtigen Situationen einen Fahrdienstmitarbeiter informieren, der über die Leitstelle die Polizei anvisieren kann (…).» Besagter Fahrdienstmitarbeiter muss dann nur noch genau treffen, aber so eine Leitstelle ist ja ziemlich gross.

Verdoppelte

Aufgrund monopolistischer Besitzverhältnisse mit zwanghaftem Sparwahn wird auch beim Berner «Bund» ein pflegliches Korrektorat schon lange vermisst. So lasen wir in der Berichterstattung übers Gurten-Festival 2018 endlich wieder etwas Süffiges «über kommasaufende Problemjugendliche im Dunstkreis des deutschen Schlagers». Wir fürchten, dass sich auch deren Affinität zur deutschen Rechtschreibung auf dieses Komma beschränkt.

Skandalöse

Dank der «NZZ am Sonntag» kennen wir jetzt endlich die wahren Verhältnisse im Hause Trump: «Zuvor war Trumps Ehefrau Ivanka bei einer Diskussionsveranstaltung in Berlin ausgebuht worden.» Die bibeltreue Trump-WählerInnenschaft ergötzt sich sicher schon lange an ein paar einschlägigen Stellen im Alten Testament, wo ein Vater der Tochter beiliegt.

Feinstoffliche

«Seit nun mehr als 30 Jahren, wird mein Ruf als Hellseher, Astrologe und Parapsychologe Weltweit sowie auch im TV anerkannt», schrieb uns ein «Chris». Statt in die Sterne empfehlen wir hin und wieder einen Blick in den Duden.

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