LeserInnenbriefe

Nr. 49 –

Bern ist die linkste Stadt

«Überwachung von Versicherten: Eine Steilvorlage für den Gang nach Strassburg», WOZ Nr. 48/2018

Hoffentlich spricht es sich auch bei euch auf der Redaktion in Zürich irgendwann herum, dass die Stadt Bern mit ihrem Abstimmungsverhalten schon seit Jahren die linkste Stadt der Deutschschweiz, wohl sogar der ganzen Schweiz ist. Ihr schreibt als Lichtblick, in den Städten Zürich und Basel sei das Ja äusserst knapp gewesen. Zu eurer Info das Abstimmungsergebnis der Stadt Bern: Ja 21 394, Nein 26 583, also mit rund 55,5 Prozent abgelehnt.

Vor Jahren nahm die Stadt Bern auch als eine der ganz wenigen Gemeinden der Schweiz die Erbschaftssteuer an. So viel zum falschen Image von Bern als träger Beamtenstadt.

Kurt Weyermann, Bern

An die Kleingeister!

«Extremismusstudie: Wer Punk hört, ist linksextrem», WOZ Nr. 46/2018

Natürlich habe ich auch geschmunzelt, als ich den Titel der Studie «Verbreitung extremistischer Einstellungen (…) unter Jugendlichen in der Schweiz» gelesen habe! Aber ich bin nicht bei der gekünstelten Empörung stehen geblieben, sondern war entzückt ob der Ergebnisse der Befragung und begeistert von der Empörung der Jugend über den Zustand unserer Welt! Wenn man/frau sich vorstellt, in welchem unpolitischen Zustand wir uns befinden, in dem kaum jemand den Begriff «Kapitalismus» verwendet, man/frau den Hunger und die Armut als «gottgegeben» hinnimmt, also nicht darüber empört ist, dass ein verschwindend kleiner Teil der Bevölkerung über das Schicksal der Weltbevölkerung – in zynischer Weise! – entscheidet, grenzt es an eine kleine Sensation, mit welcher Klarheit sich die Jugend gegen die Ursachen dieser Zustände ausspricht.

47,1 Prozent der Jugendlichen im Alter von siebzehn und achtzehn Jahren sind dem Kapitalismus gegenüber feindlich eingestellt! 60 Prozent finden, dass die Reichen und Mächtigen die einfachen Menschen immer mehr ausbeuten! 49 Prozent finden, dass die weltweiten Grossunternehmer verantwortlich für Armut und Hunger in der Welt seien!

Hätten wir nicht eine so lahmarschige Linke, bestünde die Chance, diese Empörung für die Schaffung einer gerechten Welt zu nutzen! Und die WOZ könnte als Sprachrohr einer solchen Bewegung dazu beitragen, dass diese eine Form und Inhalte findet (anstatt sich in kleinlicher Form über die Betitelung dieser Umfrage künstlich aufzuregen)!

Wie ein Zeitgenosse sagte: «Wenn extrem sein heisst, sich gegen das Unrecht in dieser Welt einzusetzen, so bin ich gerne extrem!»

Beni Gnos, Allschwil