WOZ News

Nr. 44 –

Getürkte

«So twitterte das türkische Verteidigungsministerium, es habe die Kontrolle über die Hauptfernstrasse zwischen Hasaka und dem kurdischen Verwaltungszentrum Ain Issa unter seine Kontrolle gebracht.» So stand es in der WOZ (Nr. 42/2019). Da fand offensichtlich eine Kontrolle zu viel statt. Beziehungsweise zu wenig.
Jürg Fischer

Agrarische

Ungeahntes ist der «Statistik der Unternehmensstruktur» von Statistik Stadt Bern zu entnehmen: «91,8 % der Beschäftigten arbeiten im primären Wirtschaftssektor, 8,0 % im sekundären und 0,2 % im tertiären.» Bern, eine Stadt der BäuerInnen? Da verstummen die, die die Bauernlobby im Bundeshaus zu mächtig finden.
Jürg Fischer

Verschrobene

«Alle vier Jahre beginnt für die Zeit der Scham», schrieb die Regisseurin Güzin Kar anlässlich der eidgenössischen Wahlen in der aktuellen «Zeit». Die abgedruckte Formulierung erinnert uns an einen alten Witz: Kommt ein Deutscher an die Schweizer Grenze. Fragt ihn der Zöllner: «Haben Sie Waren?» Antwortet der Deutsche: «Guter Mann, das heisst: ‹Sind Sie gewesen?›» 
Karin Hoffsten

Verknappte I

Wie es sich für PolitikerInnen gehört, liess Annalena Baerbock, Kopräsidentin der deutschen Grünen, ohne weiteren Hinweis in einem Inserat verlauten, was ihr am Herzen liegt: «Kohleausstieg und Kinderarmut». Da kommt unsereins doch ins Grübeln: Ist sie nun für oder gegen beides? Gegen den Kohleausstieg hat sie sicher nichts, also befürwortet sie auch die Kinderarmut. Weil Kinderreichtum jetzt ja auch als umweltschädlich gilt.
Karin Hoffsten

Verknappte II

Der ständige Zwang zur Verkürzung in Medien kann zu inhaltlichen Verschiebungen führen. So titelte watson.ch kürzlich: «Warum dieser 23-jährige Schweizer lieber in Nordsyrien stirbt, statt nach Hause zu kommen», was insinuiert, der Tod des jungen Mannes sei bereits beschlossen; doch bisher riskiert er im Kampf an der Seite der KurdInnen erst sein Leben. Was natürlich auch mutig ist. 
Karin Hoffsten

Verknappte III

«Schwangerschaft: Stress führt zu mehr Mädchen» lautete eine Bildlegende auf sueddeutsche.de. Doch wer nun glaubt, sich mittels permanenten Stresses endlich den Wunsch nach dem ersehnten Töchterchen erfüllen zu können, irrt. Stress schadet jedem Ungeborenen, nur vertragen ihn männliche Embryonen noch schlechter als weibliche. So gilt also weiterhin: «Heil dir, Helvetia! Hast noch der Söhne ja» – aber nur, wenn werdenden Müttern ausreichend Seelenruhe gegönnt wird.  
Karin Hoffsten

Gebrandmarkte

«‹Man nimmt den Blick eines Reporters des eigenen Lebens ein›, schreibt der Zürcher $Medienpsychologe Daniel Süss in der Zeitung des Hebammenverbands», schrieb wiederum der «Beobachter». Ob er damit andeuten wollte, der Medienpsychologe habe fürs Zitieren dieses Satzes bezahlt werden wollen, halten wir für unwahrscheinlich. Wir tippen auf lange Fingernägel bei der Schreibkraft. 
Karin Hoffsten

woznews@woz.ch