Agenda

Nr. 48 –

Hurra, das Kollektiv!

Wie das so läuft in einem Kollektiv? Uns bei der WOZ muss da natürlich niemand etwas vormachen. Basisdemokratie, Vollversammlungen, die ganze genossenschaftliche Fermentierungskultur: Kennen wir in- und auswendig! Beim Kino Xenix dürfte das ganz ähnlich sein, so zeigen sie dort noch bis Ende November eine Filmreihe zum Leben, Lieben und Kämpfen im Kollektiv. Zum Abschluss des Programms läuft etwa «120 BPM» (2017), Robin Campillos mitreissender Film über die Anti-Aids-Bewegung in Frankreich. Auch sehr zu empfehlen: «Tarde para morir joven» (2018) von Dominga Sotomayor Castillo, die dafür in Locarno mit dem Regiepreis ausgezeichnet wurde – ein wunderbar schwebender Ensemblefilm über das Ende der Kindheit, angesiedelt in einer chilenischen Kommune, die nach der Pinochet-Diktatur das freie Leben in den Hügeln probt.

Dass man auch ein Ich als Kollektiv begreifen kann, zeigt dann Todd Haynes mit «I’m Not There» (2007), seinem bestechend kaleidoskopischen Biopic über Bob Dylan. Der vermeintliche Gegenentwurf zu dieser Feier des Kollektivs folgt dann im Dezember, wenn das Xenix die Grotesken des Quentin Dupieux würdigt – also zuallererst auch dessen, jawohl, Kultfilm «Rubber» (2010), diesen Geniestreich des absurden Kinos. Hauptfigur ist ein Autopneu, der mordend durch die Prärie rollt. Zu Beginn ist er noch ein total autonomer Solitär, aber am Ende auch hier wieder: ein Hoch aufs Kollektiv!

«We Are All in this Together» in: Zürich Kino Xenix, bis 4. Dezember 2019. «Die subversiven Grotesken des Quentin Dupieux» folgen ab 5. Dezember 2019. Programm und Spielzeiten: www.xenix.ch.

News zum Verdauen

Viel Fleisch am Knochen? Am diesjährigen Bone, dem Performancefestival im Berner Schlachthaus, gehts um die Wurst. Gemeint ist die Aktualität als Produkt im Newsgeschäft, die ja, wie die Wurst, auch «konsumiert und verdaut» werden müsse. So schreiben Sibylle Omlin und San Keller, die das Festival kuratiert haben. Auch die Performance müsse deshalb aktueller werden, gerade weil sie sich traditionell der Zeitlosigkeit verschrieben habe.

Das Festival will diesmal wie eine Redaktion arbeiten («kritisch, unbequem und schnell»), mit täglichen Redaktionssitzungen, an denen darüber diskutiert wird, was am Abend gespielt werden soll. Vor den Performances von KünstlerInnen wie Thomas Geiger, Martina Mächler oder Lucie Tuma gibts jeweils einen Input von journalistischen Gewährsleuten wie Marina Bolzli («Berner Zeitung») oder Adrian Riklin von der WOZ.

Bone – Performance Festival in: Bern Schlachthaus Theater. Bis Sonntag, 1. Dezember 2019. www.schlachthaus.ch