LeserInnenbriefe
Rechtlos wie Sklaven
«Durch den Monat mit Salomé Balthus», WOZ Nrn. 10–13/2020
Ich bin enttäuscht, dass ihr einer Frau die Stimme gebt, die Prostitution verherrlicht und dabei kein Wort verliert über die grosse Mehrheit der Frauen, die aus Not anschaffen oder weil sie dazu gezwungen werden. Missbrauch und weltweiter Menschenhandel sind die wenig schönen Folgen der Akzeptanz dieser Art Dienstleistung. Prostituierte sind eine Ware, die von ihren Besitzern ausgebeutet werden wie Sklaven und genauso rechtlos sind. Ich fordere eine Gesetzgebung nach schwedischem Muster und die gesellschaftliche Ächtung der Leute, die von der Sexarbeit profitieren. Ach ja, Alice-Schwarzer-Bashing gehört natürlich auch dazu. «Vive Alice!», kann ich dazu nur sagen.
Maya Eggimann, Diessbach
Einseitig
«Durch den Monat mit Salomé Balthus: Warum kaufen sich Frauen weniger Sex?» , «Porn Studies: Pornos sind immer ein super Sündenbock» , WOZ Nr. 13/2020
In der Ausgabe vom 26. März wurde gleich zweimal hintereinander die Sexarbeit und Pornografie in Schutz genommen, wenn nicht sogar gelobt. Mit dieser einseitigen Art von Berichterstattung wird ein Bild von Frauen und der Sexindustrie in unserer Gesellschaft zementiert, das die Würde der Frau verletzt.
Die Aussage der Sexarbeit ist, dass Frauen käufliche Objekte sind, über die mann Macht und Gewalt ausüben kann, so wie mann gerade Lust und Geld hat. In einer Gesellschaft, die Sexarbeit toleriert, wird das Bild des mächtigen und vermögenden Mannes und der willigen und armen Frau gefördert. Deswegen reicht «Sexarbeit» auch weiter als das konventionelle Rotlichtviertel. «Wichtige» Männer, die sich schöne Frauen an ihrer Seite «leisten», sind eigentlich Freier.
Die Pornoforscherin Madita Oeming sagt im WOZ-Interview: «Die angeblich durch Dauerpornokonsum hypersexualisierte Jugend zeichnet sich nirgendwo ab. Im Gegenteil. Statistisch gesehen haben Jugendliche heute eher später Sex und weniger Sex.» Ein solcher Satz macht mich fast sprachlos. Da versuchen Psychologen, uns seit Jahren darauf aufmerksam zu machen, dass Jugendliche, zu denen ich auch gehöre, immer weniger Zeit mit echten und immer mehr mit virtuellen Menschen verbringen. Wenn ich mich in meinem Freundeskreis umhöre, schauen die meisten Männer und Frauen sehr regelmässig Pornos. Die meisten erzählen auch, dass sie immer härtere Pornos (Vergewaltigungen) schauen müssen, um erregt zu werden. Sex mit einer oder einem «normalen» Frau/Mann wäre für viele schwierig.
Dieser übermässige Konsum von virtueller Macht und Gewalt durch Pornos kann sehr leicht auf das echte Leben umschlagen. #MeToo hat uns das eindrücklich gezeigt. Wenn wir als Frauen also diese Mainstreampornografie verteidigen und sagen, «Wir können noch so emanzipiert sein, aber was uns sexuell erregt, können wir schlecht beeinflussen» (Salomé Balthus), verteidigen wir macht- und gewaltgeile Männer.
Anna Barbara Willi, per E-Mail
Blablabla
Diverse Artikel zu Corona, WOZ Nrn. 12–14/2020
Leider werden in dieser Zeit oder wie meistens die Notschlafstellen und ein Teil der Asylunterkünfte total vergessen. Gerade jetzt fehlt es in den Notschlafstellen an dringend benötigten Flüssigseifen et cetera. Für die BetreuerInnen und die Personen, die einen Platz haben, ein unmöglicher Zustand. Werden diese Stellen auch von der Glückskette, Caritas, Migros und Coop unterstützt? Da habe ich schon Fragezeichen! Wo bleibt da die Solidarität? Politiker, die um die Zustände wissen, machen nichts ausser viel Blablabla.
Petra Hummel, per E-Mail
Vernünftige Forderungen
«Ein Plan für die Zukunft: Für eine besonnene Normalisierung», WOZ Nr. 14/2020
Im ganzen Land scheint ein Bedürfnis da zu sein, andern zu helfen. Das ist begrüssenswert. Die Generation der Ü65 ist sich zwar noch gewohnt, für sich selber zu schauen. Aber es tut gut zu wissen, dass die Jüngeren da sind. Wir sagen danke. Und bravo an alle ZeitungsmacherInnen. Das ist eine Herkulesaufgabe, ich danke euch allen. Super: «Bis zum Ende des Lockdowns sind alle unsere Texte weiterhin für alle frei verfügbar.»
Nach all dem kann man trotzdem kritisch sein: Was mich wundert, ist, dass nirgends schon durch- und angedacht zu sein scheint, wie man aus dem ausserordentlichen Zustand herauskommt. Und der Bundesrat scheut sich enorm, die nächsten Schritte anzukündigen. Insofern verstehe ich die Ungeduld von vielen NichtepidemiologInnen, von der Wirtschaft und den Involvierten in der Pflege. Susan Boos hat zehn konkrete Forderungen zusammengestellt. Sie sind vernünftig. Danke sehr! Trotzdem wird die Umsetzung anspruchsvoll sein. Und das Geld soll aus dem Militärbudget stammen. Die Abstimmung für die Milliarden für Kampfjets ist um zwei Jahre hinauszuschieben oder fallen zu lassen. Das Militär hat andere Aufgaben, subsidiäre Hilfe auch bei Erdbeben, AKW-Unfällen et cetera.
Diana Hornung, per E-Mail