LeserInnenbriefe

Nr. 17 –

Das können wir besser!

Diverse Artikel zum Coronavirus, WOZ Nrn. 12–16/2020

Als Zeitungsleserin und Fernseherin vernehme ich viele Ansichten und Meinungen zur Coronakrise. Von Behörden, Experten, JournalistInnen und anderen. Hingegen erfahre ich kaum etwas darüber, wie die Bevölkerung die Krise wahrnimmt und was ihre Erwartungen, Ängste und Wünsche für die Zeit danach sind. Die Bearbeitung folgender Fragen könnte für die Planung unserer Zukunft nützlich sein:

  • Was vermissen die Menschen wirklich? Wer vermisst was genau? Warum? Wer vermisst was nicht?
  • Was vom vorherigen Zustand wollen die Menschen zurückhaben? Wer will was haben?
  • Was wollen die Menschen auf keinen Fall wieder haben? Wie könnte ein Backlash vermieden werden, wer könnte ihn verhindern?
  • Was erwarten die Menschen von Politik und Wirtschaft für die Zeit, wenn die Krise vorbeigeht?
  • Wer ist an einem «Zurück zum Status quo ante» am meisten interessiert? Warum? Wer nicht?
  • Wer hat bisher von der Krise profitiert? Wer hat verloren?

Die Antworten werden unterschiedlich ausfallen, abhängig von Alter, Geschlecht, Zivilstand, Einkommen, Vermögen, politischem Bewusstsein, Bildungsstand, Religion, Nationalität, Tagesform et cetera. Lasst uns die Zukunft aktiv gestalten, partizipativ und demokratisch! Es nicht wieder einfach so laufen lassen wie vorher. Das können wir besser!

Rosemarie Imhof, Allschwil

Tote neben Corona

Diverse Artikel zum Coronavirus, WOZ Nrn. 12–16/2020

Die Generationen nach dem Zweiten Weltkrieg machen eine bisher unvorstellbare Krise durch. Das Schicksal hinter jedem Todesfall ist nicht in Worte zu fassen. Und die Leistungen unzähliger Fachleute im Gesundheitswesen sind beispielhaft! Viele behördliche Massnahmen braucht es jetzt. Allerdings verengt sich vielerorts der Blick beim Thema Krankheit und Tod. Corona beherrscht derzeit fast alle und alles. Die Artikel, Sendungen und Statistiken darüber sind seit Wochen nicht mehr zählbar. Geschweige die Gespräche unter uns allen.

Dabei geht vergessen: Seit Ausbruch dieses Virus im Dezember 2019 sind bis 19. April weltweit rund 165 000 Menschen daran gestorben. In dieser Zeit mussten aber auch weit über 1 500 000 Kinder wegen Hunger oder medizinischer Unterversorgung ihr Leben lassen. Und mehr als zweimal so viele Erwachsene. Wie viele Sendungen haben Sie in letzter Zeit zu diesem unbeschreiblichen Drama gesehen? Von Massnahmen oder Milliardenkrediten gehört? Und in Ostafrika sind derzeit Millionen Menschen wegen einer Heuschreckenplage existenziell bedroht. Vor einigen Monaten gab es dazu ein paar Berichte … Ganz zu schweigen von den Flüchtlingsdramen von mehreren Millionen Menschen.

Armando Pirovino, Wangen

Beschönigend

«Zoobesuch in Coronazeiten: Wer schaut hier wen an?», WOZ Nr. 15/2020

Wird ein Artikel eingeleitet durch die Frage, ob Zoos noch zeitgemäss sind, erwarte ich auch eine kritische Auseinandersetzung damit. Dies war jedoch gar nicht möglich, da fast ausschliesslich ZoodirektorInnen zu Wort kamen, die offensichtlich ein finanzielles Interesse an der Ausbeutung der Tiere haben und somit auch an der Legitimierung der Zoos.

Viele aus meiner Sicht problematische Aussagen werden unkommentiert und ohne Nennung von gegensätzlichen Positionen angeführt, obwohl Letztere zuhauf existieren. Die Aussage, dass «die Natur für die Tiere, nicht für den Menschen» inszeniert werde, ist schlicht zynisch. Der Artikel bewirkt genau das Gegenteil von dem, was er zu bezwecken schien: Die DirektorInnen werden als fürsorgliche ArtenerhalterInnen dargestellt, die erkannte Probleme angehen und in deren Zoos die Tiere «absolut gesundes Verhalten» zeigten. Zum Hinterfragen bringt einen das nicht. Es beschönigt vielmehr die herrschenden Zustände.

Julia Hagi, per E-Mail