LeserInnenbriefe

Nr. 21 –

Abokündigung

Für mich ist es nach vielen Jahren an der Zeit, mein WOZ-Abo zu kündigen. Ich kann Eure Corona-Berichterstattung zu einem grossen Teil nicht nachvollziehen. Dass Ihr gerade die Menschen, die 2009 den Skandal um die Schweinegrippe aufgedeckt haben (Wodarg), verunglimpft, dass Naturheilkunde lächerlich gemacht wird und Big Pharma es wohl richten soll (siehe «Bitte weiterhin denken!» in WOZ Nr. 13/20 ), dass Ihr Widerstand 2020 mit Rechtsradikalen gleichsetzt, zeigt, dass Ihr Euch nicht wirklich mit der Sache befasst habt, sondern unreflektiert Vorurteile weiterverbreitet.

Noch so eine Verschwörungstheoretikerin, werdet Ihr jetzt denken. Bitte denkt weiter, als Eure Vorurteile es Euch derzeit gestatten.

Tanja Manz, Bauma

Klug und witzig

«Coronaglossar: Was hat das alles zu bedeuten?», WOZ Nr. 19/20

Ich gratuliere Euch zu Eurem «Coronaglossar». Was habe ich nicht schon alles zu diesem Über-Thema «Corona» gelesen, bis zum totalen Über-Druss: Wichtiges, Überflüssiges, Informatives, Verwirrliches, Aufgeblähtes, Abwegiges – und leider auch (Verschwörungstheorien!) Erschreckendes. Hier nun, in meiner guten alten WOZ, fand ich einen Überblick, klug und witzig und sachlich zugleich. Und weiss nun auch, dass ich als «Boomerin» mit «Houseparty» hoffnungslos überfordert wäre – zum Glück habe ich das nie probiert …

Danke für eine Viertelstunde vergnüglicher (und lehrreicher) Lektüre mitten im unheilschwangeren Blätterrauschen.

Anne Rüegsegger, Lyss

KlimaaktivistInnen!

«Rettung der Flugindustrie: Kein Platz für Klimapolitik», WOZ Nr. 19/20

Im Klimastreik sind alle Altersklassen vertreten: Jugendliche, Eltern, Berufstätige, Grosseltern und so weiter. So auch bei dieser Aktion. Von «Klimajugend» zu sprechen, stimmt also nicht, sendet eine falsche Botschaft und schliesst viele AktivistInnen aus. Im Selbstverständnis des Klimastreiks sind wir Menschen oder halt KlimaaktivistInnen.

Emanuel Herzig, per E-Mail

Seit über einem Jahr gehen wir friedlich für das Klima auf die Strasse. Dadurch konnten wir vieles in der Politik und in den Köpfen der Menschen bewirken. Jetzt, ein Jahr später, müssen wir noch eine ganz andere Krise bewältigen. Am Anfang der Coronakrise waren wir froh, dass der Bundesrat das Zepter in die Hand genommen hat und so schnell reagierte. Wir hatten Vertrauen in unsere Demokratie. Jetzt, wo das Parlament wieder tagen kann, finden wir, dass BürgerInnen sich in die Debatte einbringen können sollten. Die andere allgegenwärtige Krise, die Klimakrise, muss wieder Platz neben Corona finden. Deshalb schien uns der Protest gegen die Milliardenrettung der Swiss dringlich. Aus Rücksicht auf das Versammlungsverbot verzichtete der Klimastreik auf eine grosse Aktion. Um trotzdem ein Zeichen zu setzen, breiteten wir zu fünft ein Transparent auf der mittleren Brücke in Basel aus. Sofort waren zwei Kastenwagen und ein Polizeiauto zur Stelle. Wir wurden kontrolliert und fotografiert, das Transparent beschlagnahmt. Begründung: Jede Aktion mit politischem Motiv werde momentan unterbunden.

Nun fragen wir uns: Warum darf man unter Einhaltung der Social-Distancing-Regeln seine Meinung nicht kundtun? Warum darf man nicht alleine mit einem Schild auf einem öffentlichen Platz stehen, aber mit vier FreundInnen im Park picknicken? Gehört Meinungsfreiheit nicht auch zu den Grundrechten, wie der Zugang zu Bildung oder Nahrungsmitteln?

Wir haben Angst, dass die Krise für etwas gebraucht wird, das nichts mit Corona zu tun hat.

Helena Gärtner (16), Sophia Kohler (20), Joachim Gärtner (19), per E-Mail