WOZ News

Nr. 37 –

Endzeitliche

Der «Tages-Anzeiger» schickte wieder einmal Grüsse aus dem Jenseits: «24 Tote sterben nach Explosion», während das «St. Galler Tagblatt» den bedauernswerten russischen Politiker dort zu früh verortete: «Sie haben Nawalny auf seiner letzten Reise begleitet.» Unseres Wissens weilt er noch im diesseitigen Berlin. 

Übereilte

Mit nostalgischem Vergnügen lasen wir die «Anmerkungen eines Weltverbesserers», der in der NZZ der Jugend zurief: «Stattdessen gilt nun nicht selten jungen, nachwachsenden Aktivisten, die ‹No nations, no borders› rufen, die politisch korrekte ‹cancel culture› propagieren und den ‹neoliberalen› Kapitalismus jetzt aber wirklich ein für alle Mal abschaffen wollen, die kritische Verve des altgedienten Weltverbesserers, der aus Erfahrung weiss: Leute, so geht es nicht! Versteht das doch endlich!» Doch da kann sich der Boomer anstrengen, wie er will: Der Satz ist nicht zu verstehen, weshalb WOZ-Leser F. melancholisch feststellt, so könne es gehen, wenn Sätze zu lang geraten und KorrektorInnen zu schnell arbeiten müssen.

Originelle

Diesen Arbeitsbedingungen verdanken wir auch die «Vorschlusslorbeeren» und «Expemplare» aus dem «Tages-Anzeiger» sowie den «Wissenschaflter» in der «SonntagsZeitung». Aber die sind ja alle recht hübsch, wenn man sie laut liest.

Fakultative

Unter dem Titel «Wir leben in Parallelwelten» porträtierte die «Coopzeitung» eine Zürcher Anwältin, die den Verein «Sportegration» gründete und jetzt «mit ihrem Team aus rund 100 freiwilligen Geflüchteten Sportunterricht erteilt». Die «freiwilligen Geflüchteten» verleihen dem Titel eine Bedeutung, die eher ins SVP-eigene Weltbild passen würde, und führen einmal mehr vor Augen, wie wichtig im Deutschen eine korrekte Gross- und Kleinschreibung ist.

Relative

Ein Fussballer, der an Covid-19 erkrankt war, erzählte der «SonntagsZeitung» von den Tagen, die er in Quarantäne verbringen musste: «So muss es sich anfühlen, wenn man im Gefängnis sitzt. Man hat vier Wände um sich, darf nicht raus und schaut viel aus dem Fenster. In dieser Monotonie mass ich einmal das Zimmer aus: 8 Meter lang ist es, 2,30 Meter hoch, 7,30 Meter breit.» Das veranlasste WOZ-Leser S. zur Bemerkung: Glücklich das Land, das Gefängniszellen hat, die fast sechzig Quadratmeter gross sind! Wir sehen das etwas milder: Schliesslich ist der junge Mann daran gewöhnt, auf mindestens 4050 Quadratmetern rumzurennen. Und Lesen ist wohl nicht so seins.

Unvermeidliche

Im «Tagblatt der Stadt Zürich» schrieb eine Autorin «von vermeidlich lustigen Psycho-Tests» im Internet. Wenn alles, was im Netz an vermeintlich Lustigem kursiert, vermieden würde, wäre schon viel gewonnen.

Personifizierte

Der Titel «Oldtimer verliert Rad und verursacht Unfall» im «Tages-Anzeiger» verleiht der flapsigen Feststellung «Der hat doch ein Rad ab» unerwartete Aktualität.

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