Leser:innenbriefe
Verschlimmbesserung
«In eigener Sache: Liebe Leser:innen», WOZ Nr. 39/21
Schade, dass ihr euch einer Verschlimmbesserung der Genderschreibweise anschliesst. Ich persönlich finde nach wie vor das Binnen-I eine sehr gute Schreibweise und werde sie beibehalten. Das passt, bin ich doch auch im Ruhestand. – Gute Wünsche zum 40-Jahr-Jubiläum! Möge die WOZ noch mal so lange oder länger weiter erscheinen!
Maya Eggimann, Diessbach
Fassadenkleckerei
«In eigener Sache: Liebe Leser:innen», WOZ Nr. 39/21 , «Geschlechterfreie Zukunft: Mehr pinke Monstertrucks!», WOZ Nr. 39/21 , «Frauen im Spitzensport: Jünger, schneller, besser, nackter», WOZ Nr. 31/21 , «Schweizer Fernsehen: Die Zukunft ist weiblich», WOZ Nr. 27/21
Warum muss das, was im Kern gut, wertvoll und zukunftsweisend ist, sich mit extremer Masslosigkeit immer wieder selber schwächen und zurückbinden? Jede Woche freue ich mich auf die WOZ und deren Ausstrahlung von gelebter Unabhängigkeit, Intellekt und viel sozialem Engagement. Doch immer wieder reibe ich mich auch an überdrehten Haltungen und Aussagen wie «Die Zukunft ist weiblich» (kürzlich in einer WOZ) oder über den emporstilisierten Sexismus in der Leichtathletik. Ein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass die Zukunft weiblich und männlich sein soll und selbstverständlich Deviationen davon auch ihren gleichberechtigten Platz haben sollen. Sexistische Übergriffe gibt es vielerorts, und sie sind immer verwerflich und zu bekämpfen. Doch die Leichtathletikszene empfinde ich per se keineswegs als sexistisch, sondern vielmehr als sehr ästhetisch. Die wirklichen Probleme sind da eher Doping und mitkämpfende, vermeintlich weibliche Testosteronbomben, die den Wettbewerb verzerren.
Laut dem Essay in der WOZ zur geschlechterfreien Zukunft gäbe es in einer solchen keine Männer- und Frauentoiletten mehr, sondern nur noch welche für Menschen, die im Stehen pinkeln, und andere für jene, die es im Sitzen tun. Wie dümmlich ist denn das? Doch es sei im Essay über die Zukunft toleriert und lässt sich als nicht zu Ende gedachte Fantasterei einordnen. Da sind noch weitere ähnliche Gedanken wie jene zur «querfeministischen Bewegung». Hier ist es Gott sei Dank so, dass bereits die Begrifflichkeit weitgehend auf den Nonsens aufmerksam macht. Ja, aber eben die Sprache, auch an ihr wird unablässig übersteuert herumgeschraubt. Der Fluch dabei ist, dass sie speziell in schriftlicher Form völlig wehrlos ist. Natürlich soll sich auch die Schriftsprache einem gesellschaftlichen Wandel nach und nach anpassen. Doch liebes WOZ-Team, es geht dabei nicht darum, sämtliche Randerscheinungen abzubilden! Vor allem nicht dann, wenn dadurch der deplatzierte Exhibitionismus gewisser Strömungen noch unnötig befeuert und die Lesbarkeit verunstaltet wird wie jetzt aktuell mit dem Genderdoppelpunkt. Das ist nichts als kontraproduktive Fassadenkleckerei und ein riesengrosses Ärgernis!
Marcel Ackeret, Winterthur
Ausgezeichnete Covid-Texte
«Leser:innenbriefe: Gesellschaftlich berechtigt», «Leser:innenbriefe: Obsessiv», beide WOZ Nr. 40/21
Im Gegensatz zu den zwei impfskeptischen Leserbriefen finde ich die WOZ-Corona-Artikel ausgezeichnet. Sie orientieren sich an Grundsätzen von Public Health. In der Pandemie mit weltweit Millionen Toten müssen die Massnahmen das Virus schnell eindämmen und unwirksam machen. Da ist die individuelle Sicht, Junge seien ja kaum betroffen, einfach verantwortungslos. Möglichst viele schützen, heisst möglichst alle impfen. Das ist meines Erachtens auch ein globales Gebot! Und die Covid-Krise gegen die Klimakrise ausspielen geht gar nicht: Beide erfordern vergleichbar dringliche Massnahmen.
Rolf Zimmermann, Bern