WOZ News :
Frühe
«1915 trennte sich die Tessiner SVP von ihrem Mediensprecher, weil er rassistische Kommentare auf Facebook gepostet hatte», offenbarte die NZZ. Weit mehr noch als die Tatsache, dass die SVP auf eine über hundertjährige antirassistische Tradition zurückschauen kann, überrascht uns der Hinweis, wie lange sich die Menschheit schon auf Facebook tummelt. Inwiefern das Netzwerk für den Ausbruch zweier Weltkriege mitverantwortlich ist, muss jetzt die historische Forschung klären.
Karin Hoffsten
Verdoppelte
Ein bemerkenswerter Artikel auf swissinfo.ch beschrieb die Sphäre, in der der Waffenhändler Bührle seine Bilder erwarb: «Kunst zu sammeln war also weit mehr als Geltungskonsum – es bedeutete auch, seinen feinen Geschmack gesellschaftlich zur Schau zu tragen, zu zeigen, dass man jenseits der hemdsärmeligen wirtschaftlichen Rüppeleien unter Männern auch über eine zarte Seele verfügte.» Wir halten fest: Greift der Rüpel erst zum Knüppel, wird aus ihm ganz schnell ein Rüppel.
Karin Hoffsten
Anglizistische
Vielleicht hatte sich der Tennisexperte schon zu lange im englischsprachigen Raum aufgehalten, als er für den «Tages-Anzeiger» notierte: «Die 23-jährige Spanierin überkam ihre anfängliche Nervosität gegen die frühere Nummer eins und zweifache Indian-Wells-Siegerin und gewann (…).» Prompt überkam uns eine leise Angst, dass uns bald auch das Überkommen überkommen wird, wie es schon das Sinnmachen tat. Doch dieses Bangen überwinden wir jetzt mit einem kräftig geschmetterten «We shall overcome!».
Karin Hoffsten
Dichtegestresste
«Hat es, wie die Vogelwarte Sempach angibt, im Agglomerationsraum Zürich 430 Katzen pro Quadratmeter, bleibt den einheimischen Tieren nicht viel Spielraum», gab die «Schweiz am Sonntag» zu bedenken. Das können wir uns freilich auch selbst ausrechnen. Sollte ein Vogel in der Agglo doch noch in den Luftraum finden, raten wir zum unverzüglichen Abflug nach Sempach.
Jürg Fischer
Gehörnte
Besser geht es anderen Tierarten, wobei wir die Notiz von srf.ch nicht ganz verstehen: «Die Gruppe schreibt, dass die vom Bundesrat ergriffenen Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie widderrechtlich seien.» Normalerweise kommt der Widder zu seinem Recht, wenn man ihm seine Freiheit lässt. Glücklich ist er aber auch, wenn man ihm eine Treichel um den Hals hängt. fi
Gespürige
«Es erschleicht einen das Gefühl, mehr erfahren zu können», meinte unlängst der «Walliser Bote». Diese Formulierung gefällt uns gar nicht schlecht, impliziert sie doch, dass Gefühlen nicht unhinterfragt zu trauen ist.
Jürg Fischer
Leergefischte
Der Fischereiminister von Gabun sei dabei gewesen, «als wir unter anderem einen Trawler mit einem erschreckenden Verhältnis von Fang und Beifang ernteten», legte die «NZZ am Sonntag» kürzlich dem Mitgründer der NGO Sea Shepherd, Paul Watson, in den Mund. Offenbar ist das Autokorrekturprogramm des Blatts nicht auf Piraterie vorbereitet; keine Ahnung vom Entern.
Jürg Fischer