WOZ News

Nr. 11 –

Kreationistische

«Eigentlich sei es ein mehrfacher Skandal, weil die Öffentlichkeit zugunsten der Verlage gleich dreimal hintereinander geschöpft werde», wusste das «Magazin». Immerhin ist es auch im dritten Anlauf nicht gelungen, die Öffentlichkeit komplett auszunehmen. 

Fallpauschale

Nach und nach zeigen sich immer mehr Kollateralschäden der Pandemie. srf.ch meldete: «Mehr gefälschte Produkte und Tierschutzfelle wegen Corona.» Um (plumpe) Fälschungen handelt es sich ganz bestimmt bei Letzteren.

Verhökerte

«Das Maggital mit dem Fahrrad», schlägt Ascona-Locarno Tourismus vor, und wir fragen uns natürlich: Hat sich Nestlé klammheimlich eines der bekanntesten Tessiner Täler unter den Nagel gerissen? Zu welchem Preis? Was bedeutet dies für den Risotto?

Angespannte

«Das Seilziehen zerrt an den Reserven», gab der «Bund» online zu bedenken. Vielleicht gehört Zerren beim Seilziehen zu den Spielregeln. Aber das Durchlesen würde nicht an unserer Nachsicht zehren.

Undialektische

«Auf den neuen Züricher Tatort ‹Schattenkinder› mussten Fans über ein Jahr warten», berichtete die «Schweizer (!) Illustrierte». Wäre anzufügen: auf die Baseler Fasnacht sogar drei Jahre.

Kastensystematische

Die NZZ schrieb über den US-Präsidenten Joe Biden: «Bereits im Wahlkampf hatte er angekündigt, die Saudi zu dem ‹Paria zu machen, den sie sind›.» Schon in «normalen» Zeiten ist die US-Aussenpolitik schwer zu verstehen; wenn sich irgendein Translator einmischt, geraten die Fälle, die Begriffe und die Logik vollends durcheinander.

Hochsensible

Über die Olympionikin Fanny Smith, die nach ihrem letzten Lauf von der Jury vom 3. auf den 4. Rang versetzt wurde, war in einer ganzen Reihe von Zeitungen zu lesen: «Die Waadtländerin durchlebt am 17. Februar beim olympischen Skicross-Final eine emotionale Achterbahnfahrt: Euphorie, Konfusion, Hilflosigkeit, Wut, Ungerechtigkeit und Tristesse.» Emotionen sind im Spitzensport und der Berichterstattung darüber eine inflationäre Währung. Dass auch die Ungerechtigkeit Eingang ins Gefühlsregister gefunden hat, lässt die Betroffenen erst recht schleudern.

Zenbuddhistische

Vor kurzem hat die Migros in einzelnen Filialen Shops mit Textilien, Haushaltwaren und Ähnlichem des japanischen Lifestyle-Unternehmens Muji eingerichtet. Das ist ein bisschen überraschend und muss der Kundschaft erst nähergebracht werden. Die Produkte von Muji seien «prägnant, aber nicht im minimalistischen Stil. Sie sind wie leere Behälter. Die Schlichtheit und Leere ergeben die ultimative Universalität, die die Gefühle und Gedanken aller Menschen umfasst», heisst es auf einem Schild. Wir zögern noch, uns für gutes Geld einen solchen Behälter anzuschaffen, denn wer weiss, ob das universelle Kondensat in unserer Wohnung nicht einen ultimativen Schaden anrichtet.

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