WOZ-News
Eingemachte
Dass Politiker:innen im Wahlkampf zuckersüss daherkommen, ist trivial. Dank der Kolumne des Zürcher Stadtrats Daniel Leupi im «Tagblatt der Stadt Zürich» wissen wir jetzt aber, warum: «Da wirkt unser System oft bieder, aber ich lobe es mir. Und selbst in Staaten mit festem Oberhaupt gilt: Kandieren, gewählt werden, Amtieren, Wiederwahl, Abtreten.» Den auf diese Art konservierten potenziellen, tatsächlichen oder ehemaligen Oberhäuptern lässt sich folglich straflos nachsagen, sie seien uns schöne Früchtchen.
Kaltgepresste
Was behauptet wird, nämlich dass es in Sprachen des hohen Nordens eine ganze Reihe von Wörtern für «Schnee» gebe, stimmt nicht. Aber auf Französisch gibts immerhin zwei Begriffe für «Öl»: «pétrole» für Erdöl und «huile» für Speiseöl. Kein Wunder, ist da eine Übersetzungsmaschine schnell am Limit, zum Beispiel die von «Blick Online». Sie behauptet, die Gletscherinitiative wolle den Gebrauch fossiler Treibstoffe verbieten, als da wären: «l’huile, le gaz, l’essence ou le diesel». Muss man, setzt sich die Initiative durch, künftig beim Entscheid für französische Salatsauce davon ausgehen, dass sie einen erdigen Geschmack hat?
Verwexelte
Sie tun Gutes und reden darüber, die Betreiber:innen der Plattform letsflip.de, die sich für eine nachhaltige Wirtschaft ohne sogenanntes Greenwashing einsetzen. Aber ihr Newsletter verschweigt auch auftretende Probleme nicht: «Es ist gar nicht so einfach, jemanden zu überzeugen, Schuhmüll aus Afrika für einen zu zerhexeln.» Die Suche nach einem funktionierenden Häcksler kann manchmal nämlich wirklich wie verhext sein.
Referenzielle
«Für Verhandlungen besteht keine Möglichkeit mehr. Beide Seiten wollen das nicht. Die ukrainische Seite – jetzt, nachdem die Referenten angesetzt worden sind – schon gar nicht», schrieb das «St. Galler Tagblatt». Weil die russischen Referenten ja wohl nicht kommen, um Friedensangebote zu erläutern, vermutet unser aufmerksamer Leser M.
Eilige
Der Tod der Queen habe «die zerstrittene Royal-Bande in der Trauer vorübergehend» geeint, hiess es auf blick.ch. Auch die tränendrüsig-scheinheilige Ehrfurcht, die kurzfristig gegenüber der trauernden Royal Family demonstriert wurde, hat sich schon wieder aus dem Staub gemacht.
Schwarzwallende
«[…] Moralpolizistinnen sind im schwarzen Tschador gekleidet», wusste man im «Magazin» der «NZZ am Sonntag». Doch so sehr einem dieses Kleidungsstück auch verhasst sein mag, hat es doch verdient, im Deutschen in den richtigen Fall gekleidet zu werden.
Analysierende
«Damit wurde sie eine grosse Lucke hinterlassen, und das nicht nur als hervorragende Forensikerin», schrieb das TV-Programm im «Tages-Anzeiger» zum Fernsehfilm «Der dünne Piet». Um zu diagnostizieren, dass hier unterwegs ein paar Ü-Pünktchen verloren gingen, benötigen wir zum Glück keine forensischen Kenntnisse.