Leser:innenbriefe

Nr. 43 –

Herumgeeiert

«WM-Boykott: Ein grotesker Wahnsinn», WOZ Nr. 42/22

Wahnsinn, indeed, wie der Redaktor es schafft, auf einer WOZ-Doppelseite das ewige Theater der Fussballfans angesichts der Kaputtheit des Fifa-WM-Business aufzuführen: «einerseits» und «andererseits». Und nach viel Herumgeeiere einfach zu keinem vernünftigen Schluss kommt. «Aazele, Böle schele – WM boykottiere söle?» Der Artikel bleibt in Sachen Radikalität und argumentativer Stringenz weit hinter dem üblichen WOZ-Niveau zurück. Spiele schauen, trotz alledem, als Auszeit für den Kopf? «Wer will schon leugnen, dass wir das alle zwischendurch verdient haben?» Echt jetzt? «Verdient»? «Wir alle»? Just for the record: Ich leugne es, und wenn ich der Einzige bin.

Hans Fässler, per E-Mail

Stabilität?

«Schweiz–Iran: ‹Lasst uns Brücken schlagen›», WOZ Nr. 42/22

Im WOZ-Abdruck der Rede von Kijan Espahangizi an der Zürcher Kundgebung erstaunt folgende Aussage: «Seit 43 Jahren destabilisiert das Mullahregime den Nahen Osten.» Espahangizi führt dazu die Unterstützung von «Hamas» und «Hisbollah» an. Zwei Bewegungen, zu denen mensch durchaus geteilter Meinung sein kann. So wurde zu Beginn von Israel die Hamas als Gegenpol zu linken und säkularen palästinischen Bewegungen aktiv unterstützt. Was versteht Espahangizi in diesem Kontext unter «Stabilität»? Die «Stabilität» des Apartheidstaates Israel, der in Israel/Palästina seit bald 75 Jahren die palästinensisch-arabische Bevölkerung vertreibt und unterjocht? Soll es eine westlich diktierte postkoloniale Stabilität sein, die die systematische Unterdrückung von «störenden» Volksgruppen beinhaltet?

Guy Bollag, Zürich