WOZ News

Nr. 45 –

Leergestellte

Folgendes inserierte die Tamedia-Einheit Druckzentrum in eigenen Blättern: «Zeitungsdrucker und setzen die Latte hoch an. Unsere Zeitungsprodukte sind erstklassig und das Zusammenspiel mit unseren Kunden funktioniert perfekt.» Wir nehmen an, das entspricht der Wahrheit. In der Druckvorstufe ist aber noch Luft nach oben, bis zur Latte.

Synoptische

«Ins Auge gefasst soll sich die Politikerin vor allem das Finanzdepartement haben, welches die SVP hinterlässt», mutmasste «Watson», wo sich aber niemand an den Kopf gefasst hat.

Selbstfahrende

«Gewerbschaften bestehen auf Vertretung im Verwaltungsrat», hiess es vor kurzem in Bezug auf die Verkehrsbetriebe Luzern auf «zentralplus». Das ist dort inzwischen korrigiert, darum müssen wir nicht mehr rätseln, ob es sich dabei um eine Vertretung der Arbeitnehmer:innen oder -geber:innen gehandelt hätte. Falls aber bei der ursprünglichen Formulierung die Autokorrektur am Werk war, hätten die Verkehrsbetriebe ein Sicherheitsproblem.

Mediendienstfertige

«Die Nachfolgerin von Ex-Bundesrat Mortiz [sic] Leuenberger ist Vorsteherin des Departements für Umwelt, Verkehrt [sic], Energie und Kommunikation (UVEK)», fasste «Klein Report», der Mediendienst der Schweizer Kommunikationsbranche, zusammen. Dort den Output noch einmal vorgängig durchzulesen, wäre nicht verkehrt.

Ungeratene

«Psychiater raten zu fraglichem Gentest bei Depressionen», titelte der «Tages-Anzeiger». Wenn wir das lesen, neigen wir nicht gleich zu Depressionen, zu melancholischen Verstimmungen aber schon. Die fragliche Formulierung ist nämlich höchst fragwürdig.

Pluralistische

«Teuerung versauen der Schweiz die Winterferien», meldet blick.ch. Das ist tragisch, aber immer noch glimpflicher als «Angst essen Seele auf» (Rainer Werner Fassbinder).

Familiäre I

«zentralplus» berichtete über ein Buch, das das Verhältnis zwischen Grosseltern, Eltern und Enkelkindern beleuchte und dabei «auch auf Unsympathien zwischen den Generationen» eingehe. Die «Unsympathie» kennt der Duden zwar noch nicht, aber der Unsympath und die Unsympathin sind ihm längst vertraut. Und weil gerade Grosseltern keinesfalls als solche gelten wollen, dürfen die Kinder bei ihnen häufig auch mehr «Fernseh schauen».

Familiäre II

Auf schweizer-illustrierte.ch rang man mit möglichen Gründen für den frühen Tod des Sängers Aaron Carter: «Unter anderem sorgte die On-Off-Beziehung zu Carters Verlobten Melanie Martin immer wieder für Negativ-Schlagzeilen.» Das lässt Fragen offen: Sollte es sich bei besagter Melanie um eine Frau handeln, müsste es hier «Verlobter» heissen, wäre Melanie ein Mann, jedoch «Verlobtem». Die gewählte Form «Verlobten» lässt nur einen Schluss zu: Melanie Martin ist viele, also eine multiple Persönlichkeit.

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