Vorletzte Woche, es ging um Streller, schrieb jemand: «Habe soeben zum ersten Mal diese Kolumne in der WOZ gelesen und fand sie ziemlich daneben. Hat man(n) sich denn nicht im Griff, wenn man weinen muss?»
Pascal Claudes Betrachtungen zur Fussballwoche
Vorletzte Woche, es ging um Streller, schrieb jemand: «Habe soeben zum ersten Mal diese Kolumne in der WOZ gelesen und fand sie ziemlich daneben. Hat man(n) sich denn nicht im Griff, wenn man weinen muss?»
Vor ein paar Jahren stand Jörg Stiel für eine Kultursendung vor der Kamera. Er lehnte an einen Torpfosten im Espenmoos und las der staunenden Monika Schärer laut aus Javier Marías' «Alle unsere frühen Schlachten» vor. Stiel trug eine randlose Brille und verhaspelte sich kaum.
Das sei nicht professionell, musste sich Marco Streller anhören. Zu sagen, er wolle zurücktreten nach dieser EM, er habe es satt, sich auspfeifen zu lassen wie neulich beim Testspiel gegen Liechtenstein, so was zu sagen unmittelbar vor Turnierbeginn, das sei einfach nicht professionell.
Jetzt, wo sie sozusagen da ist, zieht es mir plötzlich die Mundwinkel hoch. Zum ersten Mal gemerkt hab ichs in Basel, vor einem Monat. Es war heiss, ich ging zu Fuss vom Bahnhof zum Stadion, da sah ich die Wegweiser, frisch montiert, schöne Piktogramme, gastfreundlich, einladend.
Wir lassen nicht jeden rein, und nicht jede bekommt unsern Pass. So misstrauisch sind wir, dass wir nun sogar darüber abstimmen, die ganze Einbürgerungssache von der rechtlichen auf die Instinktebene zu verlagern.
Der Mai ist eine Zeit, in der die Laune der Fussballinteressierten wüsten Schwankungen unterworfen ist. Es ist die Zeit der Jahresabschlüsse, der Abrechnungen, der letzten Wahrheiten, und die zwei fussballlosen Wochen, die jetzt anbrechen, dienen dem Lecken tiefer Wunden.
In den Morgennachrichten vor dem grossen Finale sagt YB-Trainer Martin Andermatt: «Wir werden auch diesmal mit Kopf, Hand und Herz spielen.» Hand? Pädagoge Andermatt wird schon wissen, was er meint. Er hat es mit Schwererziehbaren bis fast an die Spitze geschafft. Pestalozzi zieht den Hut.
Ich war 1991 zum ersten Mal im Letzigrund. Neu in der Stadt, kannte ich kaum jemanden, und immer nur zu Hause sitzen, das tut dem jungen Menschen nicht gut.
In einer neuen Zürcher Zeitung war ein Kommentar zu lesen, der auf verblüffende Weise den bevorstehenden Tag der Arbeit in Relation zur ebenfalls bevorstehenden Europameisterschaft setzt.
Ein Dienstagmorgen, die 7-Uhr-Nachrichten auf DRS 1, wie immer zum Schluss der Sport. Meldung eins: Chelsea hat gegen Wigan nur unentschieden gespielt. Meldung zwei: Der VfL Wolfsburg holt das wegen starker Regenfälle abgebrochene Heimspiel bald nach. Eine Meldung drei gibt es nicht.