Frauen in der Landwirtschaft: «Ich bin einfach durchsichtig»

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Der Bauer fährt Traktor und melkt Kühe, die Bäuerin pflegt den Garten und bäckt Züpfe – immer noch? In der Landwirtschaft gibt es offiziell einen Männer- und einen Frauenberuf – und immer mehr Frauen, die Landwirtin werden, aber keine Männer, die Bäuerin lernen. Die meisten Höfe werden an Männer vererbt, die «eingeheirateten» Frauen arbeiten oft ohne Lohn mit und haben keine Mutterschaftsversicherung, keine Absicherung bei Invalidität und sind bei einer Trennung armutsgefährdet.

Wie geht es den Frauen in der Landwirtschaft? Letzte Woche hat das Bundesamt für Landwirtschaft die Ergebnisse einer Studie vorgestellt. Sie basiert auf einer von 778 Frauen beantworteten Onlineumfrage und vier Gruppengesprächen in verschiedenen Regionen. Und zeigt: Es wird besser – ist aber noch lange nicht gut.

Ein Drittel der Umfrageteilnehmerinnen arbeitet auf dem Hof ohne Lohn. Hoffnung macht immerhin, dass es bei den jungen Frauen viel weniger sind. Diese übernehmen auch öfter leitende Funktionen auf dem Betrieb. 57 Prozent der Frauen haben eine dritte Säule, nur noch vier Prozent geben an, gar keine Vorsorge zu haben. Allerdings stellt sich hier die Frage, ob die Resultate nicht verzerrt sind – haben vor allem Frauen die Umfrage beantwortet, die sich der Problematik bewusst sind?

53 Prozent der Befragten sind ausserhalb des Hofes angestellt, allerdings zu tiefen Pensen von im Schnitt zehn Stunden pro Woche. Verständlich: Mit Hofarbeit, Haushalt, Kinderbetreuung kommt im Sommer eine Arbeitsbelastung von rund achtzig Stunden zusammen. Zu denken gibt, dass vierzig Prozent weniger als eine Woche Ferien haben, ein Viertel die Privatsphäre zu Hause als mangelhaft empfinden und viele die Anerkennung vermissen: «Da reden sie mit meinem Mann über die Kühe, und ich bin einfach durchsichtig», sagt eine Luzernerin. Ein wichtiger Wink der Gesprächsteilnehmerinnen an die Behörden ist die Idee, die Ausbildung modular aufzubauen und auch Bäuerinnen die landwirtschaftliche Betriebsleiter:innenschule zu ermöglichen.