Wohnen: Was ist eine faire Miete?

Nr. 46 –

Das Mietrecht zählt zu den grössten politischen Baustellen der Schweiz, die letzte grundlegende Reform liegt mittlerweile über dreissig Jahre zurück. Und die Fronten verhärten sich zunehmend, weil insbesondere die gut vernetzte und finanzstarke Immobilienlobby, angeführt vom Hauseigentümerverband (HEV), knallhart ihre Interessen durchsetzen will. Derzeit sind eine ganze Reihe von parlamentarischen Initiativen und Motionen hängig, die auf eine Schwächung der Mieter:innenrechte abzielen – etwa beim Kündigungsschutz oder auch bei der Mietzinsberechnung.

Nun prescht auf der Seite der Immobilienbesitzenden ein Akteur als Gegengewicht zum mächtigen HEV (300 000 Mitglieder) vor: Casafair, der «Verband für umweltbewusste und faire Wohneigentümer*innen». Am Erscheinungstag dieser WOZ lanciert Casafair (14 000 Mitglieder) einen eigenen «Mietrechner»: ein Berechnungsinstrument, das Vermieter:innen helfen soll, den Mietzins anhand der tatsächlich anfallenden Kosten für eine Immobilie zu bestimmen.

Dieser «kostendeckende Mietzins» setzt sich aus den Unterhalts- und Verwaltungskosten einerseits sowie der Deckung der Hypothekarzinsen und einer «angemessenen» Rendite für das investierte Eigenkapital andererseits zusammen. Hinzu kommen zweckgebundene Rückstellungen für grössere Renovationsarbeiten. Explizit nicht berücksichtigt wird das Kriterium der Orts- und Quartierüblichkeit. Dieses orientiert sich an der Marktmiete, also daran, was im gleichen Ort beziehungsweise Quartier für vergleichbare Wohnungen bezahlt wird. Casafair – wie auch der Mieter:innenverband – fordert die Abschaffung dieses Kriteriums, da es Spielraum für willkürliche Mietzinserhöhungen schafft. Der Mietrechner von Casafair ist so gesehen ein deutlicher Seitenhieb gegen den HEV, der die Bestimmung vehement verteidigt und sogar ausbauen will.

Zum Mietrechner: casafair.ch/angebot/mietrechner.