Pflegeinitiative: Ein Jahr danach ist es noch schlimmer

Nr. 47 –

Genau ein Jahr ist es am kommenden Wochenende her, seit die Schweizer Stimmbürger:innen mit überwältigender Mehrheit Ja zur Pflegeinitiative sagten. Politik, Behörden und die Kantone haben damit den Auftrag gefasst, mit entsprechenden Massnahmen die Arbeitsbedingungen deutlich zu verbessern und so auch den Personalmangel zu lindern. Und was hat sich seither getan? Wenig – bis gar nichts. Wie so oft, wenn es um die Umsetzung von Initiativen geht.

Bei aller anfänglichen Euphorie über die Annahme der Initiative: Schon damals war davon auszugehen, dass es mit der Umsetzung hapern würde. Anstatt sich umgehend an eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen, des eigentlichen Hauptgrunds für den wachsenden Personalmangel, zu machen, legte die Politik den Fokus auf eine sogenannte Ausbildungsoffensive. Doch bis aus dieser, wenn überhaupt, die nötige Anzahl neuer diplomierter Pflegefachleute hervorgeht, wird es noch viele Jahre dauern.

Derweil haben sich die Zustände in den Gesundheitsinstitutionen weiter verschlimmert: Monat für Monat verlassen mittlerweile mehr als 300 Pflegefachleute den Beruf, immer noch mehr Spitalbetten müssen deswegen abgebaut werden – und immer noch länger müssen Patient:innen auf eine Behandlung warten.

Inzwischen schlägt auch der Verband schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte (VSAO) Alarm: Der Personalmangel bei der Pflege wirke sich immer stärker auch auf ihre Arbeitsbelastung aus – sodass auch immer noch mehr Ärzt:innen aussteigen.

Das Gesundheitsbündnis – ein Zusammenschluss von Mitgliedern des Verbands des Personals öffentlicher Dienste (VPOD), der Gewerkschaften Unia und Syna sowie der Personalverbände der Pflege – warnt schon die ganze Zeit. Für kommenden Samstag, exakt ein Jahr nach Annahme der Pflegeinitiative, rufen sie nun zu einer nationalen Protestaktion auf dem Bundesplatz auf. Sie fordern eine sofortige Umsetzung der Initiative.

Protestaktion in Bern, Bundesplatz, Samstag, 26. November 2022, ab 14.30 Uhr.