Gewerkschaftspolitik: «Ein kämpferisches Jahr»

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Trotz vielerorts erkämpfter Verbesserungen: Die Lohn- und Einkommensschere hat sich wieder geöffnet. Das zeigt der neue Verteilungsbericht, den der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) diese Woche vorstellte. Derweil die unteren und mittleren Reallöhne tiefer als noch vor einigen Jahren sind, sind jene der obersten zehn Prozent gestiegen.

Neben weiteren Lohnerhöhungen, einem automatischen Teuerungsausgleich und mehr Prämienverbilligungen legt der SGB den Fokus für 2023 auf die Arbeitszeit. Ausgehend davon, dass sich die Unternehmen in den letzten dreissig Jahren kaum mehr an deren Senkung beteiligt hätten, sei eine generelle Arbeitszeitverkürzung bei gleichem Lohn überfällig: «Gesundheitsschutz und familienfreundliche Arbeitszeiten dürfen kein Privileg für Besserverdienende sein.»

Da vor allem Frauen mit unbezahlten Care-Aufgaben nur Teilzeit arbeiten können, ist das auch gleichstellungspolitisch relevant, zumal Frauen überproportional in Tieflohnbranchen vertreten sind, in denen die Reallohnverluste am grössten sind. «2023 wird ein kämpferisches Jahr», kündigte Unia-Präsidentin Vania Alleva an, «der Frauenstreik hat bereits begonnen.»