Ausstellung : Aus einer Stimme werden viele
In ihrer Ausstellung im Fotomuseum Winterthur macht Adji Dieye Sprache als Mittel kolonialer Unterdrückung kenntlich. Und sie dokumentiert städtebauliche Veränderungen nach der Unabhängigkeit des Senegal.

Von den hellen Räumen, in denen im Fotomuseum Winterthur aktuell das Schaffen der österreichischen Künstlerin Valie Export zu sehen ist – hier stellt sie breitbeinig ihre Vulva zur Schau, dort fordert sie Passant:innen auf, ihre Brüste zu berühren –, gelangen wir in einen dunkleren Raum. Dünne, grossformatige Stoffe hängen von der Decke, bedruckt mit Aufnahmen von Dakar. Sie greifen jene Schauplätze städtebaulichen Wachstums auf, die der zweiteiligen Videoinstallation «Aphasia» von Adji Dieye als Kulisse dienen. Darin sitzt die italienisch-senegalesische Künstlerin auf einem Rohr aus Beton oder auf einem Schotterhaufen inmitten einer Baustelle. Von losen Blättern liest sie öffentliche Reden senegalesischer Präsidenten ab, lässt eines nach dem anderen zu Boden gleiten. Ihre Stimme dringt aus dem Off, doch die Bewegung ihrer Lippen scheint verzögert.