Im Affekt : Feuilleton im Effizienzrausch

Es gibt ihn noch, den Fall, in dem kein anderer es hätte richten können als ein alter deutscher Mann. Der Fall: eine «wirklich umfassende» Darstellung des Gesamtwerks von Thomas Mann. Der Mann: Dieter Borchmeyer, ein Goethe-Wagner-und-so-weiter-Forscher, dessen Hauptwerk «Was ist deutsch?» heisst. «Als Mann von fünfzig Jahren wäre ich dazu noch kaum imstande gewesen», schreibt Borchmeyer in der NZZ, wo er sein 1500-Seiten-Werk, das er «auf einen Schlag» und in «nicht einmal vier Jahren» geschrieben habe, eigenmächtig würdigen durfte. Wir lesen von seinem Schreiben im «Dauerrausch», «beflügelt von so viel Zustimmung», aber auch von «depressiven Verstimmungen» (Entzugserscheinungen, vermutet der Autor). Elegant auch, wie die Selbstwürdigung als Echo bei den Pressestimmen auf den Verlagsseiten nachhallt: «Ein Monument für ein Jahrhundertwerk».