Schutz der Weltmeere: Die unbekannte Tiefe

Nr. 10 –

Es heisst, es gebe Planeten in unserem Sonnensystem, die der Mensch mittlerweile besser kenne als so manche Ecke der Weltmeere. Das gilt besonders für die Hochsee, also jenen Teil der Ozeane, der ausserhalb nationaler Wirtschaftszonen liegt. Sie ist unfassbar gross, bedeckt rund die Hälfte der Erdoberfläche und ist in mancherlei Hinsicht noch eine Art rechtsfreier Raum.

Nun haben sich am Wochenende die Mitgliedstaaten der Uno auf ein Hochseeabkommen zum Schutz der Meere geeinigt. Umweltorganisationen und Uno-Diplomat:innen sind sich einig: Das ist ein Erfolg von historischer Tragweite. Seit über fünfzehn Jahren ringen sie um eine Übereinkunft, noch im August verlief eine Verhandlungsrunde ergebnislos. Und jetzt ist das Abkommen da, nach zweiwöchigen intensiven Gesprächen.

Man kann das Ergebnis einen Minimalkonsens nennen – wobei es wichtige Kernpunkte umfasst: Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen dreissig Prozent der Hochsee unter Schutz gestellt werden, Umweltverträglichkeitsprüfungen in Bezug auf maritime Aktivitäten werden angeordnet, und vor allem können einzelne Staaten die Ausgestaltung künftiger Schutzgebiete nicht mehr im Alleingang blockieren.

Natürlich, es gibt bereits ein internationales Seerecht, Uno-Abkommen für die Schifffahrt, einige Fischereiabkommen und manche Regeln zum Rohstoffabbau auf See. Aber die Hochsee ist sehr viel mehr als Verkehrsweg und ausbeutbare Ressource. Sie produziert Sauerstoff, bindet CO₂ und ist der grösste Lebensraum der Erde. Unzählige unentdeckte Arten dürfte es in allen Tiefen noch immer geben – die aber bereits aussterben könnten, bevor wir überhaupt von ihnen erfahren.

Das Abkommen ist erst ein Ausgangspunkt, die Umsetzung wird eine Riesenaufgabe. Zuallererst muss es von den Uno-Mitgliedern ratifiziert werden. Dennoch darf schon einmal festgehalten werden: Hier ist der Uno ein Durchbruch gelungen ­– eine echte Wohltat angesichts der aktuellen geopolitischen Umstände.