Film: An der Schabernack­grenze

Nr. 11 –

Filmstill aus dem Film «Play with the Devil»: Manuel Gagneux singt in ein Studiomikrofon
«Play with the Devil». Regie: Olivier Joliat, Matthias Willi. Schweiz 2023. Jetzt im Kino.

Ein Backgroundsänger vergleicht Manuel Gagneux einmal mit einem Kind auf einer Überdosis Zucker, das mit Legosteinen spielt. Es wird viel herumgeblödelt, wenn Gagneux mit seiner Begleitband als Zeal & Ardor auf Tour ist, liebevoll eingefangen von Olivier Joliat und Matthias Willi in ihrem Dokumentarfilm «Play with the Devil». Der Film begleitet Gagneux, als seine Mischung aus Satansmetal und Schwarzer Rootsmusik im Netz einen faszinierenden Hype entflammt und er umgehend eine Band einberufen muss, um nach wenigen Proben auf eine Tour mit vierzig Konzerten durch Europa aufzubrechen. Er zeigt Gagneux im Studio in Wien, im Medienrummel in New York, bei einsamen Schreibphasen und künstlerischen Flauten.

Die Geschichte von Zeal & Ardor wurde oft erzählt, aber «Play with the Devil» arbeitet darin eine interessante Spannung im Verhältnis zwischen Künstler und politischer Wirklichkeit heraus. Gagneux erscheint als musikalischer Anarchist und Einzelgänger mit schonungsloser Liebe zum Schabernack; nichts dürfe heilig sein in der Kunst, sagt er einmal. Das ist ja die grosse Pointe von Zeal & Ardor: dass ihr Eklektizismus blasphemischer als Unmengen orthodoxer Black Metal ist. Doch Gagneux meint seine Unbekümmertheit auch politisch: Er hätte genau die gleiche Musik auch als Weisser gemacht, sagt er. Sowieso sei ihm der Metal näher gewesen, den Gospel habe er sich von Grund auf angeeignet.

Dann der Bruch: die Proteste nach der Ermordung von George Floyd in den USA. Tatsächlich hatte Gagneux schon davor einen Song namens «I Can’t Breathe» über die Erdrosselung des Schwarzen Eric Garner geschrieben. Er entscheidet, die EP «Wake of a Nation» nur mit politischen Songs zu veröffentlichen. Er fühle sich in diesem Moment verpflichtet, Stellung zu beziehen, wenn er sich schon bei Schwarzer Musik bediene. Auf der Tour durch die USA vibriert der politische Kontext weiter, als Fans den PoC-Metaller als popkulturellen Widerstandskämpfer feiern.