Heisser Herbst in Serbien: Protest als kollektive Psychotherapie
Entgegen allen Voraussagen hören die Demonstrationen in Serbien nicht auf. Nun könnten sie eine neue Dynamik entwickeln – und die Pläne des mächtigen Präsidenten durchkreuzen.
Eigentlich hatte Aleksandar Vučić einen Plan. Am 28. Juni, dem historisch wichtigen Feiertag Vidovdan, wollte der serbische Präsident sein neues Projekt vorstellen: eine Volksbewegung für alle Serbinnen und Serben, an deren Spitze er selbst steht. Im Mai trat er dafür als Vorsitzender seiner Serbischen Fortschrittspartei (SNS) zurück: «Diese Bewegung wird über die SNS hinausgehen, und ich würde gerne diejenigen Menschen einbeziehen, die nicht in der SNS sind», hatte er in einem Fernsehinterview angekündigt.
Wie seine Bewegung aussehen soll, ob sie als Bürger:innenliste oder eher als politisches Sammelbecken registriert wird, steht noch in den Sternen. Welches Ziel Vučić damit verfolgt, liegt aber auf der Hand: «Er will ein Rebranding, weil seine Partei an Strahlkraft und Popularität verloren hat», sagt der serbische Politikwissenschaftler Igor Novaković.