Atomkraft: Im Kern antidemokratisch
Energieminister Albert Rösti will das AKW-Neubauverbot kippen. Seit Mittwoch ist klar: Der Bundesrat macht mit. Die Folgen wären verheerend.
Die alten Seilschaften, sie bestehen noch. Im März war der mächtigste Energiepolitiker des Landes, SVP-Bundesrat Albert Rösti, zu Gast an einer Geburtstagsfeier: In Zug feierte der regionale Ableger der «Aktion für eine vernünftige Energiepolitik Schweiz» (Aves) sein Vierzig-Jahr-Jubiläum. Hinter dem harmlos klingenden Vereinsnamen steckt eine AKW-Lobbyorganisation. Zu ihren besten Zeiten gehörten Aves über hundert bürgerliche Bundesparlamentarier:innen an. Rösti selbst war von 2014 bis 2018 Vereinspräsident, ehe sich die Atomkraftlobbygruppe zumindest auf nationaler Ebene auflöste. Im Mai 2017 hatten über 58 Prozent der Schweizer Stimmberechtigten Ja zur Energiestrategie 2050 und damit auch zu einem Verbot neuer Atomkraftwerke gesagt.