Literatur: Schweine im Ornat

Nr. 36 –

Weder Zeit noch Raum erweisen sich als verlässlich: Der dritte Roman von Isabel Waidner erzählt mit surrealen Bildern und derbem Humor von einem Hate Crime und der folgenden Rache – und das alles ohne Regeln.

Portraitfoto von Isabel Waidner
Literatur ist immer auch ein Labor: Isabel Waidner. Foto: Robin Silas Christian

Sterling, nonbinär und Migrant:in, wird im eigenen Wohnquartier in London von einer Gruppe Stierkämpfer:innen gewaltvoll attackiert. Stierkämpfer:innen in London? Dies ist erst der Anfang eines ereignisreichen Parforceritts, auf den Isabel Waidners Buch einen mitnimmt, durch queere Popkultur, Fussball, Überwachungstechnologien, Modetrends und die Skandale der Tory-Politik. Der Roman der englischen, nonbinären Autor:in mit dem leicht umständlichen deutschen Titel «Vielleicht ging es immer darum, dass wir Feuer spucken» ist ein wenig wie der Besuch eines Punkkonzerts: Man benötigt allenfalls einen Moment, um sich darauf einzustellen und sich dem schnoddrigen Ton, dem wilden Szenenwechsel hinzugeben. Und wenn der Sog des Textes einen dann doch reingezogen hat, ist man längst bereit zu akzeptieren, dass an diesem Ort andere Regeln gelten und manchmal gar keine. Dann wird es ziemlich schnell ziemlich gut. Und auch lustig.

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