Country: Die letzte Bastion der Konservativen

Nr. 43 –

Von der Erfindung als weisses Musikgenre bis zu den Kulturkämpfen der Gegenwart: Zu Besuch in Nashville, wo das enge Korsett des Country gesprengt wird.

Foto von Neonschildern in Nashville
Wer Country spielt und gross rauskommen will, zieht nach Nashville: Die Partymeile am Broadway. Foto: Imago

Selbst wenn die Stadt in ihren Montagstrott verfällt, wenn mittags die Warteschlange vor Taylor Swifts geliebter «Pancake Pantry» steht und die Partybusse der Junggesellinnenabschiede verstummen, selbst dann pocht in der schimmernden Dunkelheit einer Honkytonk-Spelunke noch der Bass von Johnny Cashs «Ring of Fire». In der Spelunke steht auf einem Podest eine Sängerin mit goldblonden Locken, das Publikum prostet ihr zu. Jemand reicht den Blecheimer fürs Trinkgeld rum, noch eine Runde. Und noch mal eine.

Draussen auf der Strasse hängt der schwere Geruch von Urin und Schnaps in der Luft. Auf dem Broadway, der Partymeile, auch Nash Vegas genannt, patrouillieren Polizisten auf ihrer Stammstrecke. Tourist:innen stapfen in Cowboyhüten und -stiefeln durch die Pfützen im Asphalt: feuerrot, glitzernd, ockerfarben. «Redneck Riviera. Home of the Heroes» heisst eine Bar hier, übersät mit US-Flaggen und patriotischen Polizeiabzeichen. In Nash Vegas wird gegrölt, gesoffen, geknutscht. Einheimische meiden die Gegend.

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