Literatur: Alter Sack am Pranger

Nr. 47 –

Der französische Jurist Abel Quentin hat eine zeitgeistige Cancel-Culture-Satire geschrieben, in der sich ein weisser Historiker einen Shitstorm einhandelt. Doppelbödiger, als es klingt.

Abel Quentin, hier mit Jurymitgliedern bei der Verleihung des Prix de Flore 2021 in Paris
Demontiert seinen Protagonisten sauber und auf engstem Raum: Abel Quentin, hier mit Jurymitgliedern bei der Verleihung des Prix de Flore 2021 in Paris. Foto: Jérôme Dominé, Imago

Die französische Literatur hat ein neues Lieblingsmotiv entdeckt: die Spurensuche nach fiktiven Schwarzen Schriftstellern, die irgendwann eine seltsame Abzweigung genommen haben und dabei vom kulturellen Radar verschwunden sind. Bei Mohamed Mbougar Sarr war es ein literarisches Phantom namens T. C. Elimane, das einen aufstrebenden jungen Schriftsteller in den Bann schlug. In seinem Roman «Die geheimste Erinnerung der Menschen», 2021 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet und 2023 auf Deutsch erschienen, erzählt Sarr das als atemberaubende Schnitzeljagd: Wer war T. C. Elimane, dieser vergessene Wegbereiter der postkolonialen Literatur, der nach einem fulminanten ersten Roman von 1938 scheinbar spurlos verschwand? War er Plagiator oder Seelenfresser, vielleicht sogar ein Mörder oder einfach nur ein «unglücklicher Exilant unter vielen»?

Um diesen Artikel zu lesen, haben Sie drei Möglichkeiten:

Jetzt die WOZ abonnieren Login (für Abonnent:innen) App laden und Einzelausgabe kaufen