Fünfzig Jahre «Kaiseraugst»: Wo die Ökologiebewegung der Schweiz begann
An einem verregneten Dienstag besetzten ein paar junge Leute das Gelände des geplanten Atomkraftwerks Kaiseraugst. Fünf Tage später waren schon Tausende da. Das AKW wurde nie gebaut.

Am 1. April 1975, an einem kalten und nassen Morgen um 6 Uhr, fanden sich einige Dutzend junge Männer und Frauen auf dem Jungholz ein, einer ebenen Wiese östlich von Basel, zwischen Rheinfelden und Kaiseraugst, wo die Motor Columbus AG ein Atomkraftwerk bauen wollte. Sie hatten Zelte und Rucksäcke mit Verpflegung dabei. Auf der Wiese standen ungeschlachte Schaufelbagger, denn es war geplant, mit dem Aushub an diesem Dienstag nach Ostern zu beginnen. «Heute gibt es nichts zu tun», sagten die Besetzer:innen den ankommenden Arbeitern. «Wir sind hier, um zu bleiben. Das ist eine Besetzung.» Einige der Arbeiter sympathisierten mit ihnen, andere waren wütend. Zu Handgreiflichkeiten kam es nicht.
Es war eine Besetzung mit Ansage. Die linksliberale Basler «National-Zeitung» hatte darüber geschrieben, die Besetzer:innen hatten Motor Columbus sogar direkt informiert. Doch da war niemand, der ihnen den Zugang verwehrte. Um 9 Uhr erschien ein Sprecher des Konzerns, sagte, man wolle sich nicht provozieren lassen. Die Polizei kam erst später. Ein Foto zeigt einige Polizeibeamte in Uniform, die so locker vor ihrem Wagen stehen, als seien sie wegen einer Lärmklage hier.