UBS-GV: Monströse Boni und viele Plattitüden

Es ist die Generalversammlung (GV) der grössten Bank der Schweiz, und der Präsident der Jungsozialist:innen, Nicola Siegrist, erhält vom Publikum grossen Applaus nach seiner Kritik an der Bank und den hohen Boni von CEO Sergio Ermotti. Die kleine Episode verdeutlicht, wie sich viele Kleinaktionäre der UBS derzeit fühlen. Denn sie sind es, die zum grossen Teil am Mittwochmorgen in die Basler St. Jakobshalle gepilgert sind. Sie können hautnah erleben, wie ihre Bank schon zu dem Monster geworden ist, vor dem viele gewarnt hatten.

Dass Sergio Ermotti für die neun Monate, in denen er 2023 für die Grossbank tätig war, voraussichtlich über 14 Millionen Franken verdient hat, empört viele, auch UBS-Aktionär:innen. Das Gerechtigkeitsgefühl meldet sich, wenn einer mehr einnimmt, als die Allermeisten in ihrem ganzen Arbeitsleben zusammengenommen nie verdienen werden. So wurde an der GV der Vergütungsbericht der Bank immerhin von 16 Prozent der Aktienstimmen abgelehnt.

Dabei stellen die hohen Boni ein systemisches Problem dar: Das weiss man spätestens seit der Finanzkrise von 2008. Wessen Lohn daran gemessen wird, wie viel Gewinn seine Bank macht und wie hoch deren Aktienkurs ist, dem kann das langfristige Wohl seines Unternehmens egal sein. Nach ein paar Jahren abzocken, kann man ja dann gut ausgestattet woanders hinziehen.

Kein Wunder, dass Nachhaltigkeit im Verwaltungsrat und bei Ermotti eher ein Nebenthema scheint. Umweltaktivist:innen (die reden dürfen, weil sie mindestens eine Aktie besitzen) machen an der GV auf die schwachen Klimaziele der UBS aufmerksam. Sie kritisieren, dass die Bank weiterhin den Abbau von klimaschädigender Kohle finanziert oder Firmen Kredite gibt, die neue Öl- und Gasförderanlagen bauen. Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher antwortet auf solche Kritik durchs Band mit Plattitüden, ohne jemals konkret zu werden. Die Bank sei führend in Sachen Nachhaltigkeit und verfolge bei den Treibhausgasen einen wissenschaftsbasierten Absenkpfad.

Es wird an dieser GV offensichtlich: Die UBS ist mit der Übernahme der Credit Suisse zu einer neuen Bank geworden, die jetzt ihre Grösse und Macht auch ausspielen will. Die Schweiz müsse doch froh sein, dass sie die CS übernommen habe, meint Kelleher bereits ganz am Anfang seiner Eröffnungsrede. Damit habe man ihr und der ganzen Finanzwelt ein grosses Problem abgenommen. Die Schweiz solle stolz darauf sein. Dass die UBS mit Hilfe von 209 Milliarden Staatsgarantien den «Deal des Jahrzehnts» gemacht hat, wie die Finanzpresse inzwischen schreibt, verschweigt er dabei. Der Aktienkurs ist seit der Übernahme in die Höhe geschossen, die Aktionäre erhalten höhere Dividenden, und noch dieses Jahr sollen Aktien in Milliardenhöhe zurückgekauft werden, was zwar das Eigenkapital senkt, aber den Aktienkurs weiter hochtreibt. Sie will die unangefochtene Nummer eins für die Superreichen sein - für Leute, die wohl Ermottis Boni ganz normal finden.

Dass die Bank mit ihrem Grössenwahn für die Schweiz erneut zum Problem werden könnte, wie 2008? Ach was! «Die UBS ist nicht Too big to fail», behauptet Kelleher mehrmals in vollem Ernst. «Als kombinierte Bank sind wir noch viel sicherer als zuvor», sagt Ermotti. Deshalb verwehren sich die beiden an der GV auch vehement gegen höhere Eigenmittelanforderungen. «Das Risiko tragen unsere Aktionäre und Kreditgeber, nicht die Steuerzahler», sagt Ermotti.

Wenn die UBS-Generalversammlung eines zeigt, dann das: Die Führung der UBS ist unbelehrbar und auf bestem Weg, sich ins nächste Schlammassel zu stürzen. Umso mehr ist die Politik gefordert, das durchzusetzen, was die UBS-Manager bekämpfen: Eine nachhaltiges Geschäftsmodell, das nicht weiter die Klimaerhitzung befeuert, und viel mehr Eigenkapital, damit die Eskapaden der Bank am Ende nicht wieder der Staat ausbaden muss.