Politour

Nr. 1 –

Baumwolle

Baumwolle ist weltweit ein wichtiger Rohstoff für verschiedenste Produkte. Der Fotograf Hans Peter Jost und die Journalistin Christina Kleineidam haben ihr ein grosses Erkundungsprojekt gewidmet. Von 2006 bis 2008 bereisten sie die sieben wichtigsten Baumwolle produzierenden und verarbeitenden Länder: Indien, Usbekistan, China, Mali, Tansania, Brasilien und die USA. Ihre Fotos und Reiseberichte, die nun ausgestellt werden, porträtieren die Menschen, die in Anbau, Ernte, Verarbeitung und Vermarktung der Pflanze involviert sind. Sie zeigen die kulturelle Vielfalt dieser «Baumwollwelt», aber auch ihre sozialen und ökologischen Probleme, und machen die globalen Zusammenhänge von der Produktion bis zu den KonsumentInnen bewusst. Ergänzt wird die Ausstellung mit Museumsobjekten und historischen Dokumenten. Wichtige Gegenwartsfragen werden mit Themenfenstern vertieft.

St. Gallen Historisches und Völkerkundemuseum, Museumstrasse 50; die Ausstellung dauert bis 1. Juli.

Entwicklungszusammenarbeit

Unter dem Motto «50 Jahre Deza – Mehr als Hilfe» lädt die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) ein zur Wanderausstellung «Die andere Seite der Welt – Geschichten der humanitären Schweiz». Die Ausstellung basiert auf mehr als 300 Stunden gefilmter Interviews, die mit Archivaufnahmen zu kurzen Dokumentarfilmen verarbeitet wurden. SchweizerInnen, die für die Deza, das Internationale Rote Kreuz und Nichtregierungsorganisationen auf der ganzen Welt im Einsatz waren, berichten von ihren Erfahrungen, die sie in der humanitären Hilfe, der Entwicklungszusammenarbeit und beim Einsatz für die Menschenrechte gemacht haben.

Altdorf Theater Uri, Schützengasse 11. 
Vernissage: Mo, 9. Januar, 17 Uhr; die Ausstellung dauert bis 21. Januar. Luzern Heiliggeist-Kapelle im Stadthaus; die Ausstellung dauert bis 15. Januar. St. Gallen Historisches und Völkerkundemuseum, Museumstrasse 50, geöffnet Di–So, 10–17 Uhr; die Ausstellung dauert bis 12. Februar.

Europa

Europa steht in der heutigen Phase der Weltwirtschaftskrise an einem Kreuzweg. Führen politische Führungslosigkeit und neoliberale Austeritätspolitik zu einem Scheitern der Währungsunion und zu einer Rückkehr nationalistischer Politik? Oder gibt es solidarische Lösungen und Möglichkeiten einer Stärkung der Demokratie? Welche Rolle spielt die Schweiz? Hat die Rosinenpickerei mit der Überbewertung des Schweizer Frankens ein Ende? Dazu hält Hans Schäppi (Präsident Solifonds, BastA, Basel) den Vortrag «Europa am Kreuzweg: Zurück zu nationalistischer Konkurrenz oder vorwärts zu einem solidarischen und demokratischen Europa?»

Basel Internetcafé Planet 13, Klybeckstrasse 60,
Mo, 9. Januar, 19 Uhr.

Fischerei

Das Basler Internetcafé Planet 13 zeigt den Dokumentarfilm «Der letzte Fisch – Unsere Meere am Scheideweg». Warum werden bis zu neunzig Prozent der Fische als Beifang wieder über Bord geworfen? Wie sieht eine Lösung für das Problem der weltweiten Überfischung aus? Die Filmemacherin Ismeni Walter begleitete ForscherInnen, Fischer und Fischfabrikanten aus mehreren Ländern, hakte bei PolitikerInnen und MeeresbiologInnen nach. – Danach folgt «Die grosse Verführung – Eine Komödie über die Macht der Solidarität» (J.-F. Pouliot, Kanada 2003): Die Menschen des maroden Inseldorfs Sainte-Marie-La-Mauderne sind GlobalisierungsverliererInnen. Die Meere sind leer gefischt, der Monatsanfang bringt die Sozialhilfeschecks. Als auch der Bürgermeister flüchtet, übernimmt das Schlitzohr Germain das Kommando und motiviert die BewohnerInnen, sich für den Bau einer Fabrik zu organisieren. Eine der Auflagen: Ein Doktor muss her. Mit einem Trick wird der junge Arzt Christopher zur Insel gebracht. Die BewohnerInnen nutzen jedes Mittel, von Kollektivverschwörungen bis zum Lauschangriff, um den Naivling dazu zu bringen, auf der Insel zu bleiben.

Basel Internetcafé Planet 13, Klybeckstrasse 60,
Fr, 6. Januar, 20.30 Uhr.

Nachhaltigkeit

Im Rahmen der Ringvorlesung «Nach mir die Gesundheit?!» hält der Soziologe Isidor Wallimann den Vortrag «Nachhaltigkeit sichern mit dem Verursacherprinzip in Umwelt- und Sozialpolitik». Um bei Firmen und Privaten einen nachhaltigen Umgang mit der Natur zu erreichen, werden vermehrt Kosten auf die VerursacherInnen abgewälzt. Dasselbe schlägt Isidor Wallimann nun auch für die Sozialpolitik vor, und er zeigt an Beispielen, wie es geht, Kosten zu «sozialisieren», während Nutzen und Gewinne «privatisiert» werden. Was in der Umweltpolitik seit vierzig Jahren besprochen wird, ist in der Sozialpolitik noch nicht selbstverständlich, wird aber breit diskutiert.

Windisch Audimax der FHNW, Klosterzelgstrasse 2, Mo, 9. Januar, 17.15 Uhr.

Sarrazin-Debatte

Der deutsche Sozialpsychologe Harald Welzer sagte in einem WOZ-Interview (Nr. 2/11) Folgendes: «Wir haben die Diskussion über Thilo Sarrazin und sein Buch ‹Deutschland schafft sich ab› gehabt. Ich fand es erschütternd, dass fast niemand sagte: Die Vorstellungen, die dieser Mensch vertritt, sind nicht nur unintelligent, sondern biologistisch und damit im Kern ein eindeutiger Widerspruch zu allem, was man als Demokrat sagen würde. Punkt. Darüber kann man gar nicht diskutieren. Stattdessen wurde ein bisschen diskutiert, ob Biologismus nun gut oder schlecht sei, und dann umgeschaltet auf eine Debatte über Migration.» Das «Kasama» lädt nun ein zu einer Besprechung von Nora Räthzels Text «Sarrazin und die neoliberale Globalisierung».

Zürich Kasama, Militärstrasse 87a, Mi, 11. Januar, 19.30 Uhr.

Verdingkinder

Im Zentrum der Ausstellung «Verdingkinder reden» stehen Hördokumente von Betroffenen, ausgewählt aus Interviews, die im Rahmen zweier Forschungsprojekte über die Fremdplatzierung von Kindern und das Verdingkinderwesen in der Romandie und in der Deutschschweiz geführt wurden. Ehemalige Verdingkinder und Heimkinder berichten über ihr Leben und den Umgang mit ihren Erfahrungen. Im Rahmenprogramm gibt es eine Matinée für an Pflege≠verhältnissen beteiligte Erwachsene.

Zürich Schulhaus Kern, Kernstrasse 45, geöffnet Di–So, 11–18 Uhr; Führung: So, 8. Januar, 10 Uhr. Matinée: Volkshaus, Blauer Saal, Stauffacherstrasse 60, Fr, 20. Januar, 9–11.30 Uhr; Kosten: 40 Franken. Detailliertes Programm und Anmeldung (bis 10. Januar): fachstelle@pazh.ch oder 044 281 00 80; die Ausstellung dauert bis 1. April.