USA: «Aushängeschild der Undankbarkeit»

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«Sie sollten nicht einmal im Traum daran denken, die Regierung zu verklagen», schrieben gleich mehrere VertreterInnen des US-Parlaments in einem Brief an Robert Miller, Vorstandschef von AIG, einem der grössten Versicherungskonzerne der Welt. Der AIG-Vorstand hatte vergangene Woche darüber beraten, ob der Konzern von der US-Regierung Schadenersatz für seine AktionärInnen verlangen soll, denen aufgrund der «schlechten» Bedingungen des Rettungspakets von 2008 Profite entgangen seien. Die Versicherung war jahrelang hochriskante und spekulative Geschäfte eingegangen und hatte so wesentlich zum Ausbruch der Finanzkrise 2007 beigetragen. Um sie vor einem möglichen Bankrott zu retten, genehmigte die Regierung ein Rettungspaket von 182 Milliarden US-Dollar, von dem AIG bis Ende 2012 rund 130 Milliarden bezog.

Bereits 2011 hatte der frühere Konzernchef Maurice Greenberg im Namen der AktionärInnen eine Klage eingereicht, da die Bedingungen des Rettungspakets diese um Milliardengewinne gebracht hätten. Die Zinsrate von vierzehn Prozent sei um ein Vielfaches höher gewesen als bei den Bail-outs anderer Banken und Konzerne, lautete die Begründung. Die Klage war damals abgewiesen worden. Nun kam sie erneut aufs Tapet, da AIG nach eigenen Angaben inzwischen «jeden von den USA geliehenen Dollar» zurückgezahlt habe.

Durch ihr rücksichtsloses Verhalten im Vorfeld der Krise sei AIG schon einmal das «Aushängeschild von Habgier und finanziellem Missmanagement» gewesen, schrieben die ParlamentarierInnen im Vorfeld der Vorstandssitzung. Durch eine Klage würden sie nun zum «Aushängeschild unternehmerischer Undankbarkeit und Unverschämtheit». Der Vorstand hat daraufhin entschieden, auf eine eigene Klage zu verzichten. Maurice Greenberg wird jedoch – wie es in den USA möglich ist – seine Klage von einem Berufungsgericht neu prüfen lassen.