WOZNews

Nr. 13 –

Fallweise I

«Herr Blochers seltsame Anwälte» – so prangte der Titel auf Seite 1 der letztwöchigen WOZ. Sich mit Anwälten anzulegen, birgt immer ein erhöhtes Prozessrisiko, welches wir als unerschrocken unabhängiges Medium aber selbstverständlich nicht scheuen. Mit diesem Fall haben wir freilich gleichzeitig die HüterInnen der korrekten Deklination aufgebracht, die zu Recht erwidern können: WOZens saloppe Genitivbildung.
Jürg Fischer

Fallweise II

Nicht, dass wir in diesem Delinquenzbereich allein dastünden: «Wenn wir jetzt zaudern, gehen wir einen Teil unserer ureigenen kulturellen Identität verlustig», stand im «Tages-Anzeiger». Also: Vorwärts machen, den Genitiv hopsgehen lassen und meinen, es sei noch weit her mit unserer kulturellen Identität? fi

Homöopathische

Die freudsche Komponente bei der Verwendung von Sprachbildern ist ein noch junges Forschungsgebiet, das jedoch immer wieder mit Beispielen aus dem Feld alimentiert wird, wie etwa jüngst in der NZZ, wo zu lesen stand: «Die zwei jüngsten Sparten des Verbands Swiss Ski können die Misere bei den Alpinen zwar nicht wettmachen, weil die Alpinen der mit Abstand populärste Bereich sind, aber sie bilden in der Saisonbilanz wenigstens eine Art Wermutstropfen.» Hier liegt wohl ein gröberer Hund begraben. Nur an Kummer Gewöhnte gönnen sich als Extra noch einen Wermutstropfen. Oder liegt es schlicht daran, dass der Präsident von Swiss Ski gleichzeitig CEO der Tropfenfirma Similasan ist?
Jürg Fischer

Bäurische

Folgende Bildlegende stand in der WOZ: «Mit Schafswolle und -fäkalien: Protest vor dem Parlament in Nikosia gegen die Beteiligung der KleinsparerInnen an der Rettung der zypriotischen Banken.» Die Symbolik des Protests erschloss sich freilich mit dieser Legende nicht. Auf dem Bild waren neben den erwähnten Objekten auch kleine Plakate zu sehen, freilich in griechischer Schrift und Sprache. Erst die Hilfe einer gebildeten Kollegin brachte Klärung; einer der Texte lautet sinngemäss: «Bei der ersten Aufgabe habt ihr versagt.» Logisch, sagt sich da die Klassikerin: Des Herkules zwar nicht erste, aber bekannteste Aufgabe war das Ausmisten des Augiasstalls. Dass sich dort nicht Schafe, sondern Rinder befunden haben sollen, ändert nichts daran, dass von Nikosia bis Brüssel einiges ganz penetrant riecht.
Jürg Fischer

Alternative

Gemäss «Tages-Anzeiger» träumt die neu gegründete «Alternative für Deutschland» (AfD) von der Rückkehr zur D-Mark und lässt sich, was die Abgrenzung vom Rechtspopulismus angeht, noch nicht präzis einordnen. Vermutlich davon verwirrt, nannte der Korrespondent die AfD im Artikel auch mal «AdD» und «AdF». Dank grossem A verlocken diese Kürzel zwar zu manch derber Deutung, doch das lassen wir jetzt mal. Und vielleicht ist die AfD ja auch schneller wieder weg, als sich die korrekte Abkürzung durchsetzt.
Karin Hoffsten

Tabuisierte

Der «Landbote» gab einen Einblick in die Komplexität der Mengenlehre, indem er eine interviewte Katholikin mit dem Satz zitierte: «Dabei sind die Hälfte aller Christinnen Frauen.» Über die andere Hälfte schweigt sich die katholische Kirche natürlich wie immer aus.
Karin Hoffsten

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