Widerstand und Yoga

Nr. 26 –

  • José Cortina beim Verlassen des Fabrikgebäudes. Der 82-Jährige arbeitet seit seinem fünfzehnten Lebensjahr für die IMPA.
  • Roberto Bellinghiri arbeitet seit über vierzig Jahren an derselben Maschine.
  • In der IMPA werden heute vorwiegend Aluminiumtuben und -folien hergestellt.
  • IMPA, die erste von ihren ArbeiterInnen besetzte Fabrik Argentiniens.
  • Die meisten ArbeiterInnen der IMPA kennen sich seit vielen Jahren.
  • Jose Cortina (rechts), bei der IMPA für den Kontakt zu den KundInnen verantwortlich, hat in seinem Leben schon vier Militärdiktaturen kommen und gehen sehn.

In Almagro, einem dicht besiedelten Stadtteil von Buenos Aires, liegt das Fabrikgebäude der Industria Metalúrgico y Plástica Argentina, kurz genannt IMPA. Die um 1910 erbaute und mit deutschem Kapital finanzierte Industrieanlage hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Sie war während Jahrzehnten die grösste Aluminiumfabrik des Landes, wurde 1946 unter dem Präsidenten Juan Domingo Perón verstaatlicht und fünfzehn Jahre später in eine Kooperative überführt. Bis 1997 hatte sich ein Schuldenberg von rund acht Millionen US-Dollar angehäuft. Die Firma konnte dem Druck der asiatischen Märkte nicht mehr widerstehen und ging bankrott.

Als erste Fabrik in Argentinien wurde der stillgelegte Produktionsbetrieb 
von den ArbeiterInnen besetzt und nach juristischem Hickhack ein Jahr später der Belegschaft zugesprochen. Die Arbeit wurde in einem Teil der Anlage wieder aufgenommen. Die Belegschaft schrumpfte aber von den 500 der sechziger Jahre auf aktuell 60 MitarbeiterInnen zurück. Sie arbeiten selbstverwaltet und auf veralteten Maschinen, stellen vorwiegend Aluminiumfolien und -tuben her. 2001, nach dem Zusammenbruch der argentinischen Wirtschaft im Gefolge der Schuldenkrise, folgten über 200 Betriebe in Argentinien dem Beispiel der IMPA, und die Bewegung der «Fábricas Recuperadas» entstand.

In den leer stehenden Gebäudeteilen siedelten sich schon bald verschiedenste kleine Handwerksbetriebe an, und das Kulturzentrum La Fábrica Ciudad Cultural wurde gegründet. Es bietet ein breites Programm mit Filmen, Theater, Tanz, Musik und Yoga an. Aber auch ein Gesundheitszentrum hat hier seinen Platz gefunden. 2004 wurde eine Schule für Jugendliche und Erwachsene, 
die ihre Ausbildung nicht beenden konnten, angegliedert. Sechs Jahre später folgte die «Universidad de los Trabajadores». Die IMPA ist in der Nachbarschaft tief verwurzelt und inzwischen in ganz Buenos Aires ein Begriff.

Der Zürcher Fotograf Christian Bobst hat die IMPA in Buenos Aires besucht und dabei den Fokus auf die Arbeitswelt in der Aluminiumproduktion gerichtet. Mit der Wirtschaftskrise in Europa gewinnen solche Modelle auch hier zunehmend an Bedeutung.

IMPA: Industria Metalúrgico y Plástica Argentina, www.impalafabrica.org.ar