Gegen die Kesb: Eine Reise ins Herz der Finsternis

Nr. 12 –

Der Anlass war traurig. Bei Sonne und eisiger Bise standen rund sechzig Leute am Zürcher Bürkliplatz, um der Kinder zu gedenken, die in Flaach von ihrer Mutter getötet worden waren. Doch plötzlich fand ich mich in einem fremden Land, von dessen Schrecken mir die drei Rachegöttinnen sangen: Die Mahnwache wurde zum Fanal gegen die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörden (Kesb).

Es traten auf: Schriftstellerin Zoë Jenny, Politologin Regula Stämpfli und Psychologin Julia Onken, alle drei von enormer Eloquenz. Chris von Rohr hatte sich wegen Zahnweh entschuldigt, wofür ich dankbar war. Nun will ich hier weder das persönliche Anliegen Zoë Jennys noch die Trauer und Sorgen anderer Anwesender lächerlich machen. Doch die unreflektierte Entschlossenheit, mit der da gegen die 2013 geschaffene Kesb gewütet wurde, war geradezu beängstigend.

Stämpfli konstatierte «eine Tradition der Behördenwillkür» und rief leidenschaftlich auf Berndeutsch: «Göht mer wäg mit dene Professonalisierige!» Nie habe sie geahnt, welche «Abgründe sich hinter Behördenfloskeln auftun», unter dem Stichwort «Professionalisierung» würden Menschen abgeführt, «am Schluss isch dä Mönsch doot».

Jenny lebt nun in Wien. Sie weiss: «Der schöne Schein trügt!» Noch nie in der Geschichte der Schweiz habe eine Behörde ihre eigentliche Aufgabe in so unfassbarem Masse verpasst wie die Kesb. Wer das nicht sehe, unterliege einer optischen Täuschung. «Wenn Schweizer Bürger flüchten müssen, Tausende von Familien von einer Behörde terrorisiert werden, Leute wie ich das Weite suchen, Mütter aus purer Verzweiflung ihre Kinder umbringen und dann sich selbst umbringen wollen, weiss man: Es ist Zeit zu handeln!» Onken schliesslich demaskierte die «Kebs» als «wucherndes Krebsgeschwür».

Auch Menschen in Behörden irren und können sich in administrative Belange verstricken; drum ist es zwingend notwendig, die bisherige Arbeit der Kesb zu evaluieren. Bleibt zu hoffen, dass dann auch diese Wahnmache ein Ende findet.