Wichtig zu wissen: Wählen und Wehren

Nr. 41 –

Susi Stühlinger über ein wichtiges Wahlkampfthema

Die «NZZ am Sonntag» machte es zum Glück bereits jetzt offiziell: Die SVP würde bei den Wahlen insgesamt sechs Sitze gewinnen. Und immerhin vier Sitze würde die FDP gutmachen. Eine historische Chance, das amtierende Mitte-Links-Parlament endlich aus dem Sattel zu hieven. Weniger wurde bei der Schweizer Armee gut gemacht. Die gewann gemäss neusten Erhebungen nämlich gar nichts, sondern verlor jährlich 5500 Mann. An den Zivildienst. Da konnte der Betriebsökonom HFW (Höhere Fachschule für Wirtschaft) und CdA (Chef der Armee) André Blattmann in den Medien die durchaus zentrale Frage aufwerfen: Ist die Wehrgerechtigkeit noch gegeben?

Die Wehrgerechtigkeit war allerdings nicht nur bei der Armee, sondern in mannigfaltigen Belangen ernsthaft gefährdet: War es zum Beispiel gerecht, dass sich die Bürgerinnen und Bürger von Oberwil-Lieli gegen ein Asylheim wehrten, während diejenigen von Riggisberg ebendieses Wehren einfach unterliessen? Warum durfte sich die Ortschaft Egerkingen gegen das Anti-Burka-Komitee, das sich «Egerkinger Komitee» nannte, wehren, während die Berner die links-islamistische Organisation namens «Erklärung von Bern» wehrlos erdulden mussten? Und wer wehrte sich gegen die OECD, die neuerdings mit unverblümten Morddrohungen zum «Tod der Briefkastenfirmen» aufrief und somit der erfolgreichen Schweizer Standortpolitik geradeheraus den Kampf ansagte?

Eindeutig war: Die kommenden Wahlen boten Gelegenheit, diejenigen Volksvertreterinnen und -vertreter zu wählen, die sich wehren wollten. Der Wehrhaften gab es so viele wie seit Marignano nicht mehr. Die Anti-Powerpoint-Partei (APPP) wehrte sich gegen langweilige Powerpoint-Präsentationen. Die christliche Anti-Genozid-Partei (AGP) aus dem Rheintal wehrte sich – entgegen dem etwas irreführenden Namen – gegen die voranschreitende Implantation von Computerchips in den menschlichen Körper. Verschiedene Parteien wie etwa die «nichtwähler.ch» oder «DU – die Unpolitischen» traten an, um sich in der Politik gegen die Politik zu wehren. Wehren war wichtiger denn je.

Das hatte auch das SRF gemerkt. Um sich gegen die nicht enden wollenden Angriffe des Mitte-Links-Parlaments zu wehren, verwehrte sie allzu linkstendenziösen Reportagen vor den Wahlen spontan die Ausstrahlung, der «Arena»-Wahlsendung die Substanz und rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Weiterbeschäftigung.

Für die Wiederherstellung der Wehrgerechtigkeit reichte all dies freilich noch nicht aus. Eine neue Wehrkultur musste her. Allerdings versagte hier einmal mehr der Service Public. Denn der Medienmainstream hatte zwar zwecks Entscheidungshilfe bereits vielfach über die Lustigsten, Faulsten, Ökologischsten, Wirtschaftsfreundlichsten, Linksten, Rechtesten, rechtesten Linken und linksten Rechten berichtet – die Wehrhaftesten, die die kantonalen Offiziersgesellschaften in einem aufwendigen Verfahren bereits fixfertig evaluiert hatten, fanden sich in der Berichterstattung indes nirgendwo. Darüber sollte das SRF mal berichten.

Susi Stühlinger wusste bislang nicht, 
dass der Begriff «Wehrgerechtigkeit» überhaupt existiert.