Auf allen Kanälen: Hyper Hyper

Nr. 51 –

Mit einem Sperrfeuer sondergleichen bereiten uns die Medien auf den Krieg vor – den Krieg der Sterne. Kleine Chronik einer vorauseilenden Massenhysterie.

«Die Macht ist definitiv mit ihm», titelt die «Mittelland-Zeitung» am 2. Dezember über dem Porträt eines Sammlers. Zwei Tage später schaltet sich auch das Strassenmagazin «Surprise» ein, wo ein Nebendarsteller im Interview verkündet: «Ich merkte, dass man alles spielen kann.» Gleichentags wartet die «Basler Zeitung» mit einer überraschenden Erkenntnis auf: «Der Krieg der Sterne ist auch ein Tummelfeld für Parodisten.»

Genau, es geht hier um «Die Rückkehr der Sternenkrieger» («Migros-Magazin», 7. Dezember). Den neuen Film hat bis dahin noch gar niemand gesehen? Umso besser, denn im Zustand fachidiotischen Unwissens kann sich die mediale Vielfalt in ihrer ganzen Bandbreite erst so richtig entfalten. Der Film ist bei «Star Wars» sowieso Nebensache, man kann ja das Milliardengeschäft mit dem Merchandising beleuchten, das geht immer: «Darth Vader als Duschkopf», titelt dazu etwa das «NZZ Folio», das der Saga gleich das ganze Dezember-Heft gewidmet hat, mit 33 redaktionellen Seiten zum Thema. Man spürt jetzt förmlich, wie bei der Konkurrenz die Temperatur steigt: Zugzwang!

Abkassieren und abfüllen

«Das Imperium kassiert ab», schreibt gleichentags schon der «Blick» über das Geschäft mit den Fanartikeln. Geht das auch ein bisschen wirtschaftsfreundlicher im Ton? Gewiss: «Hoffnung für Chinas Spielzeugindustrie», frohlockt die «Mittelland-Zeitung» am 10. Dezember, und die «Basler Zeitung» findet für denselben Artikel eine Schlagzeile von geradezu biblischer Kraft: «Lichtschwerter füllen leere Schiffe».

Man sieht: Lichtschwerter füllen eben nicht nur leere Schiffe, sondern vor allem auch – leere Zeitungen. Und wenn man Glück hat, lassen sich diese sogar mit klugen Gedanken füllen: So befragt der «Tages-Anzeiger» den Germanisten Philipp Theisohn zur politischen Ideologie der Saga («Entweder Freiheit – oder die Sowjetunion», 10. Dezember). Und weil wir es bei «Star Wars» mit einer globalen Ersatzreligion zu tun haben, kann es auch der «Kirchenbote» nicht lassen, das intergalaktische Evangelium zu kommentieren («Sternenkrieger mit Lichtschwertern und klingelnde Kassen», 11. Dezember). Bei der Pendlerzeitung «20 Minuten» bleibt man dagegen pragmatisch und unterzieht den Sternenkrieg einem gnadenlosen «Realitäts-Check» (11. Dezember). Und der «Blick», ebenfalls heiss auf den Krieg, kocht den Erfolg der ganzen Saga auf eine simple imperialistische Formel ein: «Grosses Kino für grosse Buben. Warum ‹Star Wars› seit 38 Jahren die Welt beherrscht» (11. Dezember).

Keine Chance fürs Korrektorat

Wenn das Imperium einmal anrollt, kann auch das stärkste Korrektorat nichts mehr dagegen ausrichten. «Viel zu lernen du hast» heisst es darum im aktuellen «NZZ Folio». Weil das so lustig ist mit der Syntax von Meister Yoda, kann auch «Watson» nicht anders («Diese 19 ‹Star Wars›-Fun-Facts kennen du musst!», 11. Dezember). Die «SonntagsZeitung» wiederum doppelt mit noch einem erfundenen Yoda-Interview nach («Zum Lachen ihr Menschen seid», 13. Dezember). Dazu gibt es unter anderem ein Quiz, in dem wir unser Fachwissen prüfen dürfen, und auch die «Luzerner Zeitung» zeigt, dass sie ihren Auftrag zur Bildung und Aufklärung der Bevölkerung durchaus ernst nimmt: «Bei ‹Star Wars› mitreden? Das müssen Sie wissen!» (14. Dezember).

Wars das? Von wegen. Das «Magazin» macht sich ein bisschen lustig über die ganze Hysterie, indem es zwei prominente Gastautorinnen damit beauftragt, die Saga einer feministischen Revision zu unterziehen («Beauty Space», 13. Dezember). Das Feuilleton der «NZZ am Sonntag» kommt sich besonders schlau vor, wobei es den medialen Hype, den es zu erklären vorgibt, mit vorauseilenden Superlativen nur weiter befeuert («Grösster Hype ever», 13. Dezember).

Ist damit alles geklärt, gesagt und geschrieben? Nicht doch, es bleibt immer ein mysteriöser Rest, so will uns die «Mittelland-Zeitung» weismachen («Das Geheimnis von ‹Star Wars›», 14. Dezember). Und weil es nie zu spät ist, hat die «Basler Zeitung» in dem ganzen Komplex auch noch einen brisanten Zusammenhang aufgedeckt, der gerne übersehen wird: «Von Sternenkrieg und Dollarschein» (14. Dezember).

Tags zuvor hat Harrison Ford im «SonntagsBlick» verraten: «Ich wollte Han Solo sterben lassen.» Ein Schuft, wer Böses dabei denkt. Was würden wir nur machen mit allen diesen leeren Schiffen?