LeserInnenbriefe

Nr. 13 –

100 Jahre ehemalige BGB

«Hundert Jahre *** Zürich: ******* auf die Banknote!», WOZ Nr. 12/2017

Im Artikel zu dieser Feier stand zu lesen, dass die Veranstaltung mit grossem Polizeieinsatz durchgeführt wurde, da es Kräfte gegeben habe, die den Anlass stören wollten. Ich bedaure dies sehr, weil dieser Partei damit eine viel zu grosse Aufmerksamkeit geschenkt wird. Diese übertriebene Beachtung erhielt sie schon vor ein paar Jahren anlässlich eines Umzugs durch die Stadt Bern. Wir sollten diese Randpartei so weit wie möglich ignorieren und daher auch zu keiner Gegendemonstration aufrufen. Vor einigen Jahren wurde durch dieselbe Urheberschaft eine Veranstaltung in Biel durchgeführt – ich hoffte damals fest, dass sie in Biel wenig Beachtung erfahre. Zum Glück war dies der Fall. Aus der Presse – aus erwähntem Grund war ich persönlich nicht dort – konnte ich entnehmen, dass die Veranstaltung nur schwach besucht war. Eine ehemalige Premierministerin Grossbritanniens sagte einmal, dass man der Organisation den «Sauerstoff der Publicity» abdrehen solle, da sie davon abhängig sei. Dies gilt ganz allgemein, auch wenn sie mit «Organisation» etwas anderes meinte.

Ulrich Burri, Biel

Als Feminist enttäuscht

«Schwarze Frauen in Biel: Der Blick der anderen, das ist entscheidend», WOZ Nr. 9/2017

Vielen Dank für den tollen Artikel zu schwarzen Frauen in Biel – schön, dass vielfältige Lebensrealitäten (von weissen, mächtigen Männern hört man schon mehr als genug …) in all ihren Facetten einen Platz finden. Wenn auch nicht in einem Buch, so «zumindest» in der WOZ. Enttäuscht bin ich als stolzer Feminist jedoch, dass ihr auf die antifeministische, ausschliessende Frauendemo des Frauenbündnisses in Zürich hinweist. Geht es nicht um die Ziele (gegen Patriarchat, Faschismus, Krieg)? Und warum sollte es für diese ohne mitdemonstrierende Männer* besser zu demonstrieren sein? Wehrt sich der Feminismus nicht gerade gegen Ausgrenzung, wie sie von dieser Demo jedoch propagiert wird? Schade, dass die WOZ dieser Veranstaltung eine Plattform bot.

Auch das halbseitige Inserat von Plan International hat mich sehr irritiert. Ende November hatte die WOZ selber noch die Helvetas-Kampagne «Echte Veränderung» massiv kritisiert (WOZ Nr. 47/2016 ). Diese Kritik konnte ich nachvollziehen, auch wenn ich die Kampagne selber nicht so wahrgenommen habe. Anders das erwähnte Inserat. Um eure Argumentation aus dem erwähnten WOZ-Artikel rezitierend aufzunehmen: «Suggeriert wird: Nur dank einer Hilfsorganisation aus dem Westen» bekommen Mädchen in Niger eine eigene Stimme (oder auch nicht, denn trotz des Engagements von Plan International haben sie gemäss Inserat bis heute gar keine …). «Damit führt [Plan] eine Erzählung von der Rückständigkeit und Handlungsunfähigkeit aussereuropäischer Gesellschaften weiter, die auf die Zeit des Kolonialismus zurückgeht. (…) Zynisch erscheint in diesem Kontext», dass das Inserat ausgerechnet zur Frauentag-Ausgabe erscheint: Als ob Mädchen und Frauen in der Schweiz heute eine gleichermassen eigene Stimme hätten wie Männer! Auch der kleinere Text im Inserat («unterdrückt, ausgebeutet und ihrer Rechte beraubt») trifft auf die ganze Welt zu. Dass das Inserat ein Bild vom sexistischen, patriarchalen Afrika und der ach so fortschrittlichen Schweiz als gutes Vorbild und Gegenteil zeichnet («Schweizer Frauen»), ist mindestens so kolonialistisch, wie es die Helvetas-Kampagne sein soll. Könnte es sein, dass die WOZ bei InserentInnen ein Auge zudrückt und sich nicht traut, dort ebenso kritisch zu sein?

Tobias Kuhnert, Winterthur