Im Affekt: Herr Schmidt erteilt die Lizenz zum Töten

Nr. 48 –

Der deutsche Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) ist der Mann der Stunde: Er hat am 27. November in Brüssel dafür gesorgt, dass Glyphosat in der EU für weitere fünf Jahre zugelassen bleibt. Sieben Mal ist die Verlängerung für das Pestizid in den Abstimmungen der EU-Mitgliedsländer in den vergangenen Monaten gescheitert – jetzt hat Deutschlands (nicht autorisierte) Stimme das Blatt gewendet und Monsanto die «Lizenz zum Töten» erteilt.

Anders lässt sich der Entscheid nicht benennen. Er ignoriert die Resultate unabhängiger WissenschaftlerInnen wie auch der Internationalen Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation. Sie alle kamen zum Schluss, dass Glyphosat wahrscheinlich krebserregend ist. Des Weiteren beweist der Entscheid, dass die Politik am Gängelband der Industrie hängt. Zuvor hatten bereits das für die toxikologische Bewertung von Glyphosat zuständige deutsche Bundesamt für Risikobewertung (BfR) sowie die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit dem Pestizid einen Persilschein ausgestellt. Und das weniger aufgrund eigener Abklärungen als durch ein simples Copy-and-paste-Verfahren: Das BfR hat in seinem Bericht ganze Passagen aus Monsanto-internen Studien übernommen, die keine Hinweise auf eine krebserregende Wirkung feststellten. Dass Monsanto in den USA wiederholt wegen Resultatefälschung vor Gericht stand? Egal.

Schliesslich ignoriert der EU-Entscheid auch die breite Protestbewegung, die seit Jahren nach einem Glyphosatverbot ruft – zuletzt vor wenigen Tagen mit einer Petition, unterzeichnet von über 1,3 Millionen EU-BürgerInnen. Dabei ist das Pestizid längst auf unserem Teller und damit in unserem Körper gelandet. Spitzenwerte an Glyphosatrückständen finden sich hierzulande in Teigwaren. Kein Problem, findet das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen: Auch wer täglich grosse Portionen Pasta verschlinge, erreiche nie und nimmer den gesetzlichen Grenzwert. Bloss: Für krebserregende Stoffe gibt es keine sicheren Grenzwerte.

Und was macht ein Monsanto-Lobbyist, wenn er Glyphosat-haltiges Wasser trinken soll? Er flieht, wie ein Video auf Youtube zeigt (Suchbegriffe: «Monsanto» und «Lobbyist»).