WOZ News

Nr. 50 –

Gewichtige

«Linker Finanzstadtradt erfüllt Sparauftrag wider Willen», berichtete der «Tages-Anzeiger» aus Winterthur. Es ist ein fast vergessener Brauch: Um das Gewicht einer Exekutiventscheidung zu verdeutlichen, werden die, die gegen ihr inneres Wollen handeln, «Radt» genannt, die, die keinen inneren Zwiespalt spüren, nur «Rat». Winterthur setzt eben auf Tradition.
Karin Hoffsten

Fehlgeleitete

In Bern ist der Stadtrat die Legislative. Über drei gewählte Stadträtinnen der Alternativen Linken hiess es im «Bund»: «Das Spiel um Macht, das Aushandeln von Kompromissen, das taktische Abwegen, die Schwerfälligkeit – alles Dinge, die den dreien nicht behagen.» Nun machen sich die bürgerlichen RatskollegInnen Sorgen, dass die Neuen auf Abwege geraten könnten.
Karin Hoffsten

Lodernde

In der Sendung «10 vor 10» führte der Direktor von Schweiz Tourismus aus, wie man Gäste aus dem In- und Ausland für Ferien in Schweizer Skigebieten gewinnen wolle. «Wir machen uns subtil bemerkbar», sagte er, «ganz wichtig ist, dass wir das Vertrauen schüren können.» Selbst in subtiler Form scheint uns geschürtes Vertrauen brandgefährlich, dürfte es doch in allen Nachbarländern mit gesperrten Skipisten Neid und Missgunst aufbauen.
Karin Hoffsten

Unentschiedene

Im Rahmen der Berichterstattung über die geplatzte Bischofswahl in Chur wurde im «St. Galler Tagblatt» auch des bisherigen Amtsinhabers gedacht, der «immer wieder für Schlagzeilen» gesorgt habe, unter anderem mit seiner «strikten Haltung gegenüber geschiedenen Wiederverheirateten». Also wenn sich all die Wiederverheirateten schon wieder hatten scheiden lassen, kann man den Mann ja fast verstehen.
Karin Hoffsten

Selbstreferenzielle

Verschiedenen LeserInnen fiel diese Bildlegende auf: «Äthiopische Hausangestellte übernachten vor dem äthiopischen Konsulat. Ihre libanesischen ChefInnen konnten die Löhne nicht mehr bezahlen und sie kurzerhand auf die Strasse stellten.» Sie fand sich in der letzten WOZ auf der letzten Seite. Das war schon die Pointe.
Karin Hoffsten

Beweihräucherte

Über einen aufgeflogenen Drogenring berichtete die «Luzerner Zeitung»: «Das Kokain wurde anschliessend an verschiedenen Orden in der Schweiz verteilt und für den Weiterverkauf vorbereitet.» Inquisition, Hexenverbrennung, Pädophilie, wir haben schon immer den Kopf geschüttelt angesichts der Machenschaften der Klerikalen. Neuerdings also Kokain. Früher hat man die Kirche noch mit der Feststellung «Religion ist Opium fürs Volk» angeprangert.
Jürg Fischer

Aufgeforderte

Auf einem im «Tages-Anzeiger» abgedruckten Foto ist ein Marktstand mit Gemüse und einem Schild mit der Aufschrift «Ess Dich gesund!» zu sehen. Das finden wir grundsätzlich beherzigenswert, würden es jedoch mit «Lese durch, was Du schreibst» beantworten. Aber dieser falsche Imperativ ist immer noch besser als «Schreib Dich krank».
Jürg Fischer

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