Diesseits von Gut und Böse: Mein Geheimprotokoll

Nr. 6 –

Mäuschen spielen im Bundesratszimmer, das wünschten sich doch viele, meinte die Moderatorin der «Tagesschau». Doch was dort gesprochen wird, bleibt geheim – oder sollte es bleiben – für dreissig Jahre. Welche Gespräche der bundesrätlichen Stellungnahme (BRSt) vom 2. Februar vorausgingen, deren Fazit lautete: Nazisymbole bleiben in der Schweiz erlaubt, muss ich mir also selber vorstellen.

Vielleicht so: Also bitte, Herr Kollege, die jungen Männer laufen ja nur samstags in Kleinstädten rum, die sieht kaum jemand. – Wenn die zwischendurch mal den Arm zum Gruss heben, stört das doch keinen, liebe Kollegin! – Die Leibchen mit Hakenkreuz fallen unterm Regenschutz kaum auf. – Wussten Sie eigentlich, wie attraktiv so eine Reichskriegsflagge ist? Der Herr Freysinger hat ja schon Geschmack.

Was in der BRSt so zusammengefasst wurde: «Allein die Tatsache, öffentlich seine Sympathien für eine diskriminierende Ideologie zu bekunden oder sich auf diese im Kontext, auch auf zynische Weise, zu beziehen, stellt noch keine Propaganda dar.»

Weiter im Gespräch: Beim nächsten Hakenkreuz an einer Demo werden sich die Juden wieder aufregen. – Kann man ja auch verstehen. – Am besten gehen die gar nicht in die Innenstadt. – Na ja, die Zeitzeugen sterben ja jetzt sowieso alle.

BRSt: «Es ist unbestritten, dass das Zur-Schau-Stellen und Instrumentalisieren von Kennzeichen des Nationalsozialismus schockierend und sehr belastend sein kann, namentlich für die Opfer des Holocaust und ihre Angehörigen bzw. Nachkommen.»

Vielleicht hiess es auch: Jetzt kommen sie wieder damit! Ist doch Zwängerei! – Ausgerechnet jetzt, wo Gastronomie und Hotellerie total am Boden liegen. – Überlegen Sie mal, Frau Kollegin, wie viele Konsumationen so ein Rockkonzert bringt. – Auch der Nazi ist zahlender Gast.

BRSt: «Das Parlament hat es z. B. in den Jahren 2015 und 2016 abgelehnt, den Hitlergruss unter Strafe zu stellen.»

Und last, but not least: Gewalt ist doch nie gut. – Da muss man schon in der Kindheit ansetzen! – Im Lehrplan 21 werden doch wohl noch ein paar Lektionen Holocaustaufklärung drin sein. – Im Dokumentationsraum vom Zürcher Kunsthaus ist sicher auch mal ein Hakenkreuz abgebildet, dafür brauchen sies dann wieder.

BRSt: «Schliesslich ist darauf hinzuweisen, dass die fraglichen Symbole auch weiterhin bei der Aufarbeitung in einem historischen, edukativen, journalistischen oder künstlerischen Kontext verwendet werden können sollten.»