Wichtig zu wissen: Es war einmal …

Nr. 12 –

Ruedi Widmer mit einem Memo für den inneren Zirkel

Herr Putin, die vielen Schweizer, die für Sie schwärmen, die machen das im Fall weniger aus Liebe zu Russland oder aus Liebe zu Ihnen, sondern denen geht es nur ums Geld.

Dank Ihren Freunden konnten viele Treuhänder in der Schweiz noch knapp überleben. Denn bei uns in der diktatorischen Schweiz wird das von fleissigen Geldarbeitern mit schwerster Arbeit an den Finanzmärkten verdiente Geld nämlich in grossen Ochsnerkübeln aus den Fenstern des Bundeshauses gekippt, beispielsweise für Schulen oder für Arme, nicht aber für die Armee. Das ist unsere bittere Realität heute. Früher, und für Ihre Landsleute noch bis vor kurzem, durfte das Geld im Bankgeheimnis versteckt werden. Das Bankgeheimnis war mal so etwas wie Ihr innerer Zirkel: Alle glaubten daran, abgekoppelt von der Welt, in einem Kreml am Zürcher Paradeplatz. Nur mit dem Märlitram zu erreichen.

Natürlich gibt es bei uns auch jene, die Sie bewundern, weil Sie gegen Gender sind. Gegen Homosexualität, aber auch gegen moderne Frauen. Sie sind ja so fest gegen Frauen, dass Sie nicht mal mit einer zusammenleben. Man merkt es auch an Ihrem langen, stets ungedeckten Tisch in Ihrem ungemütlichen Esszimmer. Da fehlt die First Lady im Haus, nicht? Sie selber sind ja wohl zu männlich, um hinter den Herd zu rauschen und den Gästen eine anständige Mahlzeit zu servieren.

Die deutschen Grünen holen jetzt das Erdöl für den Klimawandel in Katar, die Amerikaner in Venezuela. Noch vor drei Wochen fanden die deutschen Grünen Katar total scheisse wegen der WM, dem Klimawandel und der Sklavenarbeit, und für die USA war Maduro so etwas wie Sie jetzt. Das Geschäft geht vor; was man gestern fand und sagte, ist egal. Das ist fast noch absurder als Ihre komischen Geschichten von vorgestern, Herr Wladimimimir Putin, das Ding mit der Kiewer Rus und wo die überall gewesen sein soll. Die war in der Ukraine, also müssen Sie die Ukraine haben, und in Belarus war die Rus auch, deshalb haben Sie dieses von Lukaschenko geschenko bekommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Rus auch in Polen war, vielleicht sogar in Deutschland (1945–1989), und Bernhard Russi ist so schweizerisch, wie die Schweiz russisch ist. Also müssen in Ihrem Märchen alle diese Länder auch zu Russland gehören.

Ich stelle mir vor, wie Sie am Abend tief unter der warmen Bettdecke liegen, und Verteidigungsminister Schoigu erzählt Ihnen auf der Bettkante sitzend diese wunderbare Geschichte: Alle Länder, die zu Russland gehören, sind in einer Matrjoschka drin. Das innerste und kleinste Land ist die Schweiz, quasi das Herz Russlands, dessen Aufgabe es ist, die Blutgeldflüsse in Ihr Riesenreich zu pumpen.

Herr Putin, Sie haben die Welt so schnell verändert wie noch kaum jemand vor Ihnen. Uns bereitet das grosse Sorgen. So sorgt sich der Nationalrat Aeschi von den Schweizerischen Volksputinisten SVP um den traditionellen eidgenössischen Rassismus. Wegen der Ukraine bekommt der Flüchtling einen viel zu guten Ruf, und viele Schweizer vergessen die Syrerinnen, Afghanen und Iraker, die bis jetzt den Rassismus so wohlig am Köcheln halten konnten. Können Sie nicht lieber einige weniger europäische Länder als die Ukraine angreifen, damit der Flüchtlingsmix für die SVP wieder stimmt?

Falls Sie die Schweiz angreifen wollen: Lassen Sie sich nicht täuschen von unserer «Armee aus den 60er- und 70er-Jahren» («SonntagsZeitung»), denn die meisten Einwohner des Landes haben neben einem Sturmgewehr im Schrank auch einen SUV-Panzer in der Garage. Vorsicht: Diese Panzer sind privat und werden in den Armeebeständen nicht aufgelistet.

Jett soll in der Schwei der Buchstaben « » verboten werden, wie auch das Hakenkreu. Dumm ist das vor allem für Ürich und Ug, aber auch für Alando und den Oo. Alles wegen Ihnen. Ich melde mich dann bei Gelegenheit wieder.

Ruedi Widmer kapselt sich in Winterthur von der Welt ab.