Diesseits von Gut und Böse: Gar nicht lustig
Wer kennt sie nicht, die alte Lebensweisheit: Männer sind lustiger als Frauen! Weshalb das Rezept – er macht Witze, sie lacht – als bombensicheres Aphrodisiakum gilt.
Leitmotivisch stimuliert es offenbar auch die Comedyabteilung beim SRF, denn in die letzte Bewerbungsrunde um die Nachfolge von Dominic Deville auf the one and lonely Comedysendeplatz am späten Sonntagabend schafften es wieder nur Männer.
Wieder, weil dort bisher immer Männer hockten. Ob sich jetzt überhaupt weibliche Possenreisserinnen bewarben, weiss man nicht. Aber man weiss, dass ein paar Männer aktiv angefragt wurden, und auch diese hat das Fehlen weiblicher Konkurrenz irritiert.
Patti Basler und Lara Stoll, beide erfolgreiche Vertreterinnen der Branche, haben der entsprechenden Abteilung daraufhin öffentlich und glasklar strukturellen Sexismus bescheinigt: Es gebe nur eine einzige Vollzeitstelle in der Comedyabteilung, wodurch gar keine Diversität hinter den Kulissen herrschen könne, zumal auch die Vorgesetztenstelle männlich besetzt sei. Bei weiblicher Besetzung bestünde dasselbe Problem, einfach umgekehrt. Folglich sei das Geschlecht der Person, die auf dem einzigen Sendeplatz wirken dürfe, automatisch übervertreten. So könne man gar nicht anders, «als die Perspektive der halben Menschheit zu vernachlässigen». Weitere im Comedysektor tätige Frauen bestätigten, von den Verantwortlichen meist ignoriert zu werden.
Wie alles andere ist Comedy Geschmacksache. Manches finde ich lustig oder scharfsinnig, anderes nur doof. Aber ich möchte die Chance haben, auch Frauen lustig oder doof finden zu können, ohne dafür in der Landfrauenküche bi de Lüt herumhängen zu müssen. Aber TV ist ja sowieso vorbei.